www.connect-channel.de: Welche Fehler in Bezug auf die Sicherheit im Netz begehen Unternehmen Ihrer Ansicht nach?
de Joode: Ein häufig begangener, zugleich aber leicht zu vermeidender Fehler ist es, dass Unternehmen oftmals nur den eingehenden Datenverkehr überwachen. Wenig Beachtung dagegen erfahren diejenigen Daten, die das Unternehmen verlassen. Dabei können solche Datenströme häufig als Frühwarnsystem fungieren, beispielsweise wenn es einen Stream nach China gibt, der nicht legitimiert wurde.
www.connect-channel.de: Wie können sich Unternehmen und Organisationen vor Internet-Kriminalität schützen?
de Joode: Unternehmen sollten über angemessene Prozesse verfügen. Eine Analyse der eigenen Daten hinsichtlich ihres Wertes für Hacker hilft, das Bewusstsein der eigenen Mitarbeiter für den Schutz sensibler Daten zu schärfen. Natürlich müssen auch die notwendigen technischen Voraussetzungen geschaffen und die Mitarbeiter entsprechend geschult werden.
www.connect-channel.de: Bisher waren hauptsächlich große Konzerne von Hackerangriffen betroffen, ist der Mittelstand ebenso bedroht?
de Joode: Ja. Unabhängig davon, ob Global Player oder mittelständischer Betrieb ist die Bedrohung real. Jedes Unternehmen, das über wertvolle, sensible oder irgendwie verwertbare Daten, wie geistiges Eigentum, Geld, Kundendaten oder industrielle Geheimnisse verfügt, ist ein potentielles Ziel für Hacker. Vor allem Unternehmen, die beispielsweise durch mediale Berichterstattung ins Licht der Öffentlichkeit gelangen, können so schnell ins Visier von ideologisch getriebenen Angreifern geraten. Häufig geht es nur um die berühmten 15 Minuten Ruhm oder schlicht darum, dem Unternehmen eine bestimmte Botschaft zukommen zu lassen.
www.connect-channel.de: Wie wird sich die Internet-Kriminalität Ihrer Einschätzung nach weiterentwickeln?
de Joode: Internet-Kriminalität ist ein Geschäft. Es werden sich Gruppen formieren, die für bestimmte Projekte zusammenarbeiten. Dabei wird jedes Mitglied seinen eigenen Zuständigkeitsbereich haben, auf dem es Experte ist, wie beispielsweise Hacken, Trojaner kreeiren, „Geld waschen“ oder Botnets verwalten. Alles wird professioneller werden. Es entsteht ein Wettrüsten, bei dem die Guten immer einen Schritt hinterher sein werden. Unternehmen wie wir müssen dafür sorgen, dass die Lücke nicht zu groß wird. Mit steigender Aufmerksamkeit beziehungsweise wachsendem Bewusstsein, wird auch die Bereitschaft steigen, in Maßnahmen zum Schutz vor Internet-Kriminalität zu investieren.