Die heutigen, in der Praxis verbreiteten Sicherheitskonzepte beruhen im Prinzip immer noch auf dem Paradigma »drinnen = gut, draußen = böse«. Pech nur, dass es in der Cloud gar kein »draußen« mehr gibt. Daten müssen in der Wolke dort geschützt werden, wo sie sind oder wohin sie bewegt werden. Es gibt entsprechende Technologieansätze, nur sind sie noch nicht auf Cloud-Maßstab skalierbar. Erreichen lässt sich das nur, wenn erste Unternehmen den ersten Schritt wagen und den notwendigen Technologiewechsel auf Datenebene vollziehen.
Konkret bedeutet dies: statt Festplattenverschlüsselung muss jedes einzelne Informationselement verschlüsselt sein. Statt zentraler Berechtigungskonzeptionen, die den Zugriff auf Informationen innerhalb abgegrenzter »Hoheitsgebiete« überwachen, müssen unternehmensübergreifende, digitalisierte, interoperable, automatisch auswertbare Policies her, und sie müssen für die Verarbeitung von Daten zwingend vorgeschrieben sein. Die heute verfügbaren Mainstream-Produkte sind noch nicht so weit, aber mit XACML und SAML sowie den WS-Security-Standards sind wenigstens schon mal die Grundlagen vorhanden.
Unternehmen können sich auf diesen Wandel vorbereiten, wenn sie die Erlaubnis zum Verwenden bestimmter Daten in Policies gießen. Ein guter Anfang ist die Dokumentenklassifikation (zum Beispiel in »vertraulich«, »intern« oder »öffentlich«), die es eigentlich sowieso in jedem Unternehmen gibt – oder geben sollte. Aber Technologie kann den Verantwortlichen diese Aufgabe nicht abnehmen, höchstens erleichtern.
Oder, um es auf den Punbkt zu bringen: Ein Unternehmen wird erst dann »cloud-ready« sein, wenn es genau sagen kann welche Daten wann, wie und von wem verarbeitet werden dürfen. Aber das sollten sie eigentlich ohnehin längst können, auch wenn sie noch nicht auf der großen Wolke schweben.
*Prof. Dr. Sacher Paulus ist Senior Analyst des Analystenunternehmens Kuppinger Cole.