Die Netzwerksicherheit wird trotz Secure SD-WAN die Achillesferse der Unternehmensinfrastruktur bleiben, auch weil die digitale Transformation verteiltes Arbeiten, Cloudinfrastrukturen und generell mehr Agilität vorantreibt. Dabei erwarten die Organisationen für ihre IT nach mehr Einfachheit, Skalierbarkeit, Flexibilität, Bandbreite und vor allem Sicherheit. Dies wird laut Gartner die Marktkonvergenz für WAN-Edge und Netzwerksicherheit erzwingen. Die dann notwendige Technik, die mit einem überwiegend cloudbasierten As-a-Service-Bereitstellungsmodell entsteht, nennt Gartner „Secure Access Service Edge“ (SASE). Die Idee dahinter: Wenn der Großteil des Netzwerkverkehrs nicht mehr vom Büro zum Unternehmenssitz oder einer Filiale, sondern direkt in die Cloud fließt, wäre es nicht sinnvoll, die Cloud zum Netzwerk zu machen?
Als Teil dieser „Cloud-First-Netzwerkstrategie“ geht der gesamte Datenverkehr von allen Standorten stets an den SASE-Dienst (Cloud Hub) in der Wolke. Dieser übernimmt alle Sicherheitsinspektionen sowie das gesamte Routing entweder in die Public Cloud, zum Internet oder zu anderen Niederlassungen oder Büros. Die Zweigstellen entwickeln sich zu sogenannten „Lean Branches“ (schlanke Zweigstellen) mit gerade genug Funktionalität, um sich mit der Cloud des SASE-Anbieters zu verbinden. Innerhalb der Cloud würde der Provider die volle Funktionalität wie SSL-Inspektion, Malware-Schutz, ATP (Advanced Threat Protection), CASB (Cloud Access Service Broker) oder URL-Filter zur Verfügung stellen. Gartner spricht als Gegenstück zu „Lean Branches“ von der „Heavy Cloud“: Die gesamte Verwaltung würde über die Web-UI der SASE-Cloud-anbieter erfolgen.
Nachteil der Architektur ist, dass je nach Cloudanbieter für Internetverkehr Latenzen und/oder volumenbasierte Kosten entstehen können. Ein weitestgehend intelligenter Secure-SD-WAN-Endpunkt kann die bereits für SD-WAN-Routing notwenige Applikationserkennung weiternutzen, indem notwendige Sicherheitsüberprüfungen entsprechend zentraler Richtlinien auch lokal erfolgen können. Somit lässt sich ein direkter Internetzugang ohne Umweg über die Cloud optimal absichern.
Dr. Klaus Gheri ist General Manager Network Security bei Barracuda Networks, www.barracuda.com.