Der Streit zwischen Google und Symantec um falsch ausgestellte Zertifikate hat vielerorts für Verunsicherung gesorgt. Die Deutsche Telekom will davon profitieren und positioniert sich als zuverlässiger Anbieter vertrauenswürdiger Zertifikate – nicht mehr nur für Großkunden, sondern auch für KMUs. Um die zu erreichen, soll ein Partnervertrieb aufgebaut werden.
Zertifikate spielen in der IT eine wichtige Rolle, weil sie die Authentizität und Integrität elektronischer Kommunikation sicherstellen können. Allerdings macht die Branche gerade wilde Zeiten durch und droht viel Vertrauen zu verspielen. Bereits vor drei Jahren war Google mit Symantec aneinandergeraten, weil der Security-Hersteller zehntausende Zertifikate nicht korrekt ausgestellt haben soll. Der Streit schwelte lange und gipfelte schließlich darin, dass Google ankündigte, Symantec-Zertifikaten das Vertrauen zu entziehen. Ab Mitte April dieses Jahres soll Chrome, der Browser des Internetriesen, sie als nicht mehr vertrauenswürdig einstufen und ab Ende Oktober sogar nicht mehr akzeptieren. Mozilla hat bei Firefox ähnliches vor – unzählige Websites brauchen nun neue Zertifikate.
Symantec hat sein Zertifikatsgeschäft mittlerweile an den Konkurrenten Digicert verkauft, und auch Marktführer Comodo hat die entsprechende Sparte ausgelagert und einen Mehrheitsanteil an einen Finanzinvestor abgetreten. Der Markt befindet sich im Umbruch. Dass erst vor wenigen Tagen mehr als 20.000 Zertifikate des Resellers Trustico zurückgezogen werden mussten, weil dieser die privaten Schlüssel besaß (und an Digicert schickte, um seine Forderung nach dem Rückzug einer großen Menge Zertifikate zu untermauern), hat das Vertrauen in die Branche nicht eben gesteigert.
In all dem Trubel positioniert sich die Deutsche Telekom, die mit ihrem im Februar des vergangenen Jahres gegründeten Geschäftsbereich Telekom Security ebenfalls in dem Business unterwegs ist, als verlässlicher und vertrauenswürdiger Aussteller von Zertifikaten. »Wir merken, dass die Kunden sensibler geworden sind«, berichtet Lothar Eickholt von Telekom Security im Gespräch mit CRN. Es gebe mehr Anfragen zur Sicherheit und Vertrauenswürdigkeit von Zertifikaten, mehr Interessenten auf der Suche nach einer deutschen Lösung. Allerdings: Ein Selbstläufer ist das Geschäft nicht, da im Markt zahlreiche Anbieter mit kostenlosen oder sehr günstigen, einfachen Zertifikaten aktiv sind. »Für viele Kunden ist der kostenlose Aspekt verlockend«, sagt Eickholt. Sowohl bei den Gratis- als auch den einfachen Zertifikaten findet allerdings keine Organisationsprüfung statt, durch die bestätigt wird, dass das Unternehmen tatsächlich existiert und Inhaber der Domain ist, für die das Zertifikat ausgestellt wird. Leider sei für die Nutzer nicht klar und schnell ersichtlich, welche Qualität ein Zertifikat hat, bedauert der Manager. Er wünscht sich, die Browser-Hersteller würden deutlicher darauf hinweisen.