Webfilter wurden einst entwickelt, um Kinder vor Sexseiten zu schützen. Später kamen sie häufig als Sicherheitsschild zum Einsatz. Der neueste Anwendungsfall: Viele Unternehmen blockieren mit Standard-Webfiltern "normale Webseiten", um Datentransfers zu begrenzen.
"Mit dem Start des Worldcups mussten wir drastische Maßnahmen einführen, denn alle wollten gleichzeitig die Videoübertragung anschauen", sagt zum Beispiel Brady Brown von Mustang Engineering in Schottland. Der Ansturm auf die Spieleübertragung brachte Mustangs Intranet zum Erliegen, und auch die eigene Website war kaum noch erreichbar. Da Brown aber selbst Fußballfan ist, reduzierte er nur die maximale Übertragungsrate, sodass die Mitarbeiter weiterhin Zugang zu den entsprechenden Webseiten hatten und das Spiel über den Textticker verfolgen konnten.
Doch viele Unternehmen installierten damals Filter, in denen sie die entsprechenden Sportseiten sperrten. Als Software kommen dafür zumeist die altbewährte Website-Blocker wie Websense oder Surfcontrol zum Einsatz. Auch Microsoft bietet seit der Übernahme von Futuresoft vor einem Jahr deren Webfiltersoftware an. Modernere Systeme wie das von Blue Coat bieten umfangreichere Feineinstellungen. Beispielsweise setzt Mustangs Verkaufsbüro in London diese Software ein, um die Nutzung von bestimmten Websites tageszeit- und/oder wochentag-abhängig zu gestalten. So ist das E-Shoppen nur in der Mittagspause freigeschaltet, und alle öffentlichen Audio- und Video-Streaming-Seiten können erst nach 18:00 Uhr oder am Wochenende aufgesucht werden.
Der Markt für derartige Website-Blocker stieg im vorigen Sommer rasant an. Laut Gartner wurden im gesamten Jahr 350 Millionen Dollar für derartige Systeme ausgegeben. Das waren 17 Prozent mehr als im Jahr zuvor.
Als Gegenmaßnahme sind aber im Internet bereits Tricks im Angebot, mit denen sich die Website-Blocker umgehen lassen. Browseatwork und Freeproxy helfen mit einer Art Mittelsmann-Website, die den gewünschten Video-Traffic durchreicht.
Harald Weiss/wg