Fast zwei Drittel der deutschen und britischen Unternehmen testen ihre Disaster Recovery-Pläne nicht oder nur selten und laufen somit Gefahr, im Ernstfall Datenverluste und Anwendungsausfälle hinnehmen zu müssen.
Fallen wichtige Systeme aus, schlägt in Unternehmen die Stunde von Disaster Recovery-Plänen. Sie beschreiben nicht nur wichtige Notfallmaßnahmen zur Wiederherstellung des Geschäftsbetriebes, sondern informieren auch über Ansprechpartner, Abhängigkeiten einzelner Systeme und Prozesse untereinander sowie möglicherweise betroffene Lieferanten und Kunden. Damit im Ernstfall jedoch ein Rädchen ins andere greift und die Ausfallzeiten so gering wie möglich gehalten werden, ist es notwendig, die Pläne regelmäßig zu testen – um Übung im Durchspielen der Maßnahmen zu erhalten, aber auch um Schwachstellen zu entdecken und Anpassungen vornehmen zu können.
Einer Befragung von Kroll Ontrack zeigt jedoch, dass nur 38 Prozent der Unternehmen aus Deutschland und Großbritannien ihre Disaster Recovery-Pläne regelmäßig testen: 29 Prozent einmal im Jahr, neun Prozent mindestens alle sechs Monate. Die große Mehrheit von 62 Prozent verzichtet auf solche Testläufe oder führt sie seltener als jährlich durch. Sie würden massive Risiken für ihre Daten in Kauf nehmen, urteilt Peter Böhret, Managing Director von Kroll Ontrack. »Jeder Disaster Recovery-Plan, der nicht regelmäßig aktualisiert und getestet wird, ist für sich genommen bereits ein Risiko.«
Kroll Ontrack verweist auf eine IDC-Studie, der zufolge ein Fortune 1000-Unternehmen bei Infrastrukturausfällen einen Verlust von durchschnittlich 100.000 Dollar erleidet – pro Stunde. Bei kritischen Anwendungen sollen zudem Folgekosten von bis zu einer Million Dollar auflaufen.
Diese Summen mögen es bei kleinen und mittelständischen Unternehmen nicht sein, doch hier können Systemausfälle schnell existenzbedrohend werden, wenn sie nicht schnell genug beseitigt werden. Zumal die Gefahr relativ konkret ist, dass es ein Unternehmen erwischt: Der Kroll Ontrack-Umfrage zufolge erlitt ein Drittel der befragten Firmen in den vergangenen drei Jahren einen Notfall und musste Disaster Recovery-Maßnahmen einleiten. Einige Firmen waren gleich mehrfach betroffen, einige sogar mehr als zehn Mal.
»Ohne effektive Notfallmaßnahmen müssen Unternehmen nicht nur mit einer Unterbrechung der Business Continuity rechnen, in vielen Fällen drohen auch finanzielle und Reputationsschäden«, warnt Böhret. »Daher ist es nicht nur wichtig, dass überhaupt Disaster Recovery-Pläne vorhanden sind, diese müssen auch regelmäßig getestet und aktualisiert werden.«