Zehntausende falsche Streaming-Abmahnungen

Warnung vor Fake-Abmahnwelle

7. Juli 2014, 12:58 Uhr | Lars Bube
Ein riesige Spam-Welle verunsichert deutsche Nutzer mit vermeintlichen Abmahnungen. (Bild: tang90246, fotolia.com)
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Mit angeblichen Abmahnungen versuchen Spam-Versender derzeit massenhaft Nutzer zum Öffnen verseuchter Email-Anhänge zu animieren. Dabei benutzen sie die Namen echter Kanzleien, die als Abmahner bekannt sind.

Eine große Abmahnwelle der besonders fiesen Art rollt seit Anfang der Woche durch deutsche Email-Postfächer. Auf den ersten Blick sehen die Emails aus wie die üblichen Abmahnungen rund um Streaming- und Filesharing-Dienste. Die Empfänger werden im Namen von realen als Abmahn-Kanzleien bekannten Juristen dazu aufgefordert, zwischen 200 und 500 Euro Strafe für eine Urheberrechtsverletzung im Internet nach §19a UrhG zu bezahlen. Weitere Details zu den Vorwürfen gegen sie sollen die Empfänger angeblich in einer angehängten ».zip«-Datei erfahren. Tatsächlich stammen die Massenmails jedoch nicht von den Kanzleien wie Schulenberg & Schenk, Zimmermann & Decker, Kornmeier, Sasse&Partner oder Daniel Sebastian. Auch der Anhang bietet keine weitere Erklärung, sondern enthält verseuchte Dateien. Damit sollten Empfänger die entsprechenden Mails samt Anhängen am besten direkt löschen.

Neben dem ungewöhnlichen – aber theoretisch rechtlich möglichen - Zustellungsweg per Email verraten sich die vermeintlichen Abmahnungen durch weitere Auffälligkeiten. So wird darin etwa keine Unterlassungserklärung von den Empfängern verlangt, wie dies im Falle einer echten Abmahnung normalerweise stets der Fall ist. Darüber hinaus werden die Empfänger angewiesen, den entsprechenden Betrag innerhalb von 48 Stunden zu überweisen. Bei einer echten Abmahnung wäre diese kurze Frist rechtlich nicht haltbar. Auch das Öffnen einer unbekannten gepackten Datei würden selbst seriöse Abmahn-Anwälte nicht verlangen.

Nach ersten Schätzungen dürften mehrere zehntausend Empfänger in Deutschland entsprechende Emails bekommen haben. »Allein am Montagmorgen haben schon über 100 Betroffene bei uns in der Kanzlei angerufen. Im Sekundentakt kommen weitere Meldungen hinzu«, berichtet Christian Solmecke von der Kanzlei WBS Law, der zahlreiche Mandanten in echten Abmahn-Fällen vertritt. Wegen der Nutzung echter Kanzlei-Namen gehen die meisten der Betroffenen von der Echtheit der Abmahnungen aus. »Auch wenn die Mail augenscheinlich von einer bekannten Abmahnkanzlei stammt, es handelt sich hierbei um Betrug«, warnt Solmecke deshalb eindringlich, die Emails und Anhänge nicht zu öffnen. Da es eine ähnlich groß angelegte Fake-Abmahnwelle zuletzt im Zuge der realen (aber nicht rechtmäßigen) Redtube-Abmahnungen gegeben hatte, wird derzeit untersucht, ob die gleichen Hintermänner verantwortlich sein könnten.


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