Ein Teil der Spyware wird von börsennotierten Unternehmen entwickelt. Ganz offiziell, mit Siegel, Stempel und Zertifikat.
Und Umsatzzahlen, die deren Kurse haben anziehen lassen. Auf jeden, der sich im Alltag damit herumschlagen muss, die unerwünschten Tools, Search-Bars und Popup- Loader von den Clients zu tilgen,muss das höhnisch wirken. Da verdient jemand mit Schaden am Unternehmen Geld. Eine zum Himmel schreiende Ungerechtigkeit.Warum niemand dem Einhalt gebietet? Spyware ist nicht gleich Spyware, sondern eine Frage der Perspektive. Die Entwicklerfirmen fragen nämlich ganz brav in ihren Lizenzbestimmungen vor der Installation – die berühmte »EULA«-Abfrage –, ob der Anwender mit den Bedingungen einverstanden ist.
Nach dem Motto: »Lieber User, du wusstest genau, worauf du dich einlässt, da wir dich ausführlich informierten.« Damit ist die Sachlage juristisch einwandfrei. Aber wer von den Usern liest sich schon Lizenzbedingungen durch? Die Methode ist eindeutig unmoralisch, da sie menschliche Schwächen gezielt ausnutzt. Leider ist Moral vor Gericht nicht verhandelbar. Die Spyware-Schreiber setzen offensichtlich auf die Naivität und Unwissenheit der Mitarbeiter.Wer hier den Hebel ansetzt, indem er sie schult, informiert und warnt, senkt die Spyware-Rate in seinem Unternehmen.
Das genügt aber nicht. Denn es bleiben noch all jene Programmvarianten, die tatsächlich Saboteure und Cracker entwickeln, um Finanzinformationen und Geschäftsdaten auszuspionieren. Die fragen nicht, ob der Anwender sie installieren will, sie tun es einfach. Es ist in der Tat erschreckend, wie sich Spyware entwickelt hat. Nahezu jeder Antivirenhersteller gab an, dass sich drei Viertel seiner neu geschriebenen Signaturen im Zeitraum von Dezember 2005 bis Januar 2006 rein auf Spyware bezogen. Grund genug, deren Gegenmaßnahmen auf diesem Gebiet einem Test zu unterziehen. Die Real-World Labs haben sieben Toolsammlungen daraufhin untersucht, wie sie Spyware erkennen und vor allem beseitigen. Die Ergebnisse sind ab Seite 16 zu finden.
Vor allem das Löschen von Spyware ist schwierig, nisten sich einige Spyware- Varianten doch tief in den Betriebssystemen ein.Wer sie mit Gewalt herauszerrt, zerstört wichtige Registry-Elemente und TCP/IPStack- Teile. Die Maschinen booten im schlimmsten Fall nicht mehr. Wer ein Antispyware-Produkt kaufen möchte, sollte daher unbedingt einen Blick auf die Removal-Optionen werfen. Dass sich Antispyware auf Dauer als eigenständige Disziplin getrennt von Antivirus behauptet, ist aber fraglich. Einige Hersteller kombinieren beide bereits in einer Suite und Engine, die auf eine Signaturdatenbank vertraut.
Sicher scheint aber, dass die Removal-Routinen für hartnäckige Spyware in eigenen, isolierten Tools eingebettet sein werden. Wie es bei bestimmten, resistenten Viren der Fall ist. Unabhängig von der Art der Gegenmaßnahme – Unternehmen müssen in entsprechende Abwehrtools investieren, um ihre Geschäftsdaten zu schützen. Trotz der himmelschreienden Ungerechtigkeit, die bei Spyware so offensichtlich ist.
Ihr Michael Piontek