Die Regierungen müssen aktiver gegen die virtuelle Währung Bitcoin vorgehen. Das fordert jetzt der Sicherheitshersteller F-Secure. Er ist davon überzeugt: Die regierungsseitige Zurückhaltung bei der Unterbindung der virtuellen Währung hat den rasanten Aufstieg von Cyber-Erpressung begünstigt.
Bitcoin hat Crypto-Ransomware als Geschäftsmodell tragfähig und profitabel gemacht. Darauf weist jetzt das Sicherheitsunternehmen F-Secure hin. Die virtuelle Open-Source-Währung habe zu einer anhaltenden Welle der Online-Kriminalität beigetragen, in deren Lauf sich die Zahl von Erpressung ermöglichenden Malware-Familien seit 2012 jedes Jahr mindestens verdoppelt habe. F-Secure fordert die Regierungen dazu auf, ihre Zurückhaltung bezüglich einer Unterbindung der anonymen Finanzierungsquelle abzulegen. Ansonsten stehe diesem exponentiellen Wachstum von Malware wohl einzig und allein die Verfügbarkeit von Bitcoin für Endverbraucher im Weg. Laut dem »F-Secure State of Cyber-Security Report 2017« gab es 2012 nur eine bekannte Ransomware-Familie. Bis 2015 gab es 35, im Jahr 2016 stieg ihre Zahl dann explosionsartig auf 193 an.
Chinesische Unternehmen haben laut dem Sicherheitsunternehmen erhebliche Summen in die riesigen Serverfarmen investiert, die für das »Schürfen« der digitalen Währung benötigt werden. Das hatte Folgen: Laut einer Analyse der New York Times im letzten Jahr wurden 42 Prozent aller Bitcoin-Transaktionen über chinesische Bitcoin-Börsen gehandelt. Sean Sullivan, Sicherheitsberater bei F-Secure Labs, konnte sogar in mehreren Fällen eine Korrelation zwischen dem Shanghai Composite Index, einem der führenden Finanzindikatoren der Nation, und dem Bitcoin Preisindex feststellen. »Solange ihnen die Bitcoin-Blockchain eine klare Übersicht ihrer Märkte ermöglicht, haben die Entscheidungsträger in China kaum finanziellen Anreiz, den Bitcoin-Handel in irgendeiner Weise behindert zu sehen«, sagt Sullivan und ergänzt: »Die US-Regierung zeigt andererseits wenig Interesse, die virtuelle Währung als finanzielle Investition zu legitimieren.«
Wegen des Potenzials für betrügerische oder manipulative Handlungen und Praktiken in diesem Markt lehnte die US-amerikanische Börsenaufsichtsbehörde SEC im März die Einführung eines Börsenhandelsfonds für Bitcoin ab. Allerdings konnte Bitcoin auch in den USA nicht nur überleben, sondern gedeihen. Das könnte sich nun ändern. Für Sullivan ist es durchaus denkbar, von der Trump-Administration das Argument zu hören, dass die Anonymität von Bitcoin sowohl den Drogenhandel als auch den internationalen Terrorismus begünstigt – beides Gründe, die in der Vergangenheit bereits mehrfach dazu benutzt wurden, neue Befugnisse für die amerikanische Strafverfolgung zu rechtfertigen. »Doch vielleicht erkennt die US-Regierung ja sogar die wachsende Bedrohung, die Ransomware und die ständig steigenden Risiken durch Cyber-Erpressung von IoT-Geräten inzwischen für Verbraucher, die Gesundheitswirtschaft und Lokalverwaltungen darstellen«, hofft Sullivan.