Mit so viel Dynamik hatte fast kein Experte gerechnet: Der deutsche Arbeitsmarkt startete rasant ins neue Jahr. Diese Phase könnten nun erst einmal zu Ende gehen - trotz weiterhin guter Konjunktur.
Nach einem furiosen Start ins neue Jahr wird der deutsche Arbeitsmarkt nach Experteneinschätzung in der zweiten Jahreshälfte merklich an Tempo verlieren. Trotz weiterhin gut laufender Konjunktur sei in den nächsten Monaten und auch im Jahr 2018 nicht mehr mit einem so starken Rückgang der Arbeitslosigkeit zu rechnen wie zuletzt, sagten Volkswirte deutscher Großbanken in einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur. Die meisten rechnen damit, dass die Zahlen auf demselben Niveau bleiben. Das hänge auch mit der erwarteten steigenden Zahl arbeitsloser Flüchtlinge zusammen.
»Wir haben Anzeichen, dass sich in den kommenden Monaten die Fluchtmigration stärker in den offiziellen Arbeitslosenzahlen niederschlagen wird«, sagte der Commerzbank-Ökonom Eckart Tuchtfeld. Bisher sei die Arbeitslosigkeit der Deutschen so stark gesunken, dass der leichte Anstieg der Flüchtlings-Arbeitslosigkeit unter dem Strich nicht zu einem Anstieg der Gesamtarbeitslosigkeit führte. Mit einer wachsenden Zahl erwerbsloser Asylsuchender dürfe sich das ändern.
DZ-Bank-Ökonom Michael Holstein sieht beim Jobaufschwung im ersten Halbjahr zudem gewisse »Überzeichnungs«-Tendenzen: »Ein so schneller Abbau der Arbeitslosigkeit lässt sich nicht auf Dauer durchhalten«, ist Holstein überzeugt. Der Chefvolkswirt der KfW-Bankengruppe, Jörg Zeuner, geht dagegen weiterhin von einer »Aufwärtsentwicklung« auf dem Arbeitsmarkt aus.