Traditionsmesse im Wandel

CEBIT wagt mehr Digitalisierung

29. November 2017, 9:34 Uhr | Martin Fryba

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Glanz und Gloria neuer Digitalhotspots

Die alten Gewissheiten geraten indes ins Wanken, allein schon deshalb, weil neue Digitalhotspots in kürzester Zeit den traditionellen Formaten gewaltig den Rang ablaufen. Die Quantität neuer Digitalmessen nimmt zu. Fast noch schlimmer für traditionelle IT-Messen: Die Qualität ist durchweg solide bis hervorragend, Spitzenprominenz aus Politik und Wirtschaft sorgen für Glamour und Attraktivität. Der Trend geht zur Refinanzierung über hohe Eintrittspreise und nicht nur über teure Standfläche. Beispiel Web Summit.

Was mit ein paar Hundert Bloggern, Journalisten und Tech-Evangelisten im Oktober 2009 in einem Hotel im Vorort Dublins startete, hat sich in wenigen Jahren zu einem Branchenhighlight entwickelt: Mehr als 60.000 Gäste und über 1.000 Referenten besuchten kürzlich das Web Summit in Lissabon. Eine »Mega-Konferenz«, überschlug sich die Presse mit Lobeshymnen.

Was den Nerv technologieaffiner, junger und sehr anspruchsvoller Besuchergruppen trifft, die ohnehin wenig vom Statussysmbol Auto halten, ist Reflexion auch über die Risiken von Innovationen und authentischer Expertenstatus, der nicht plump nach dem Motto »des Auto-Kaisers neue Kleider« inszeniert ist. Von Technologie getriebene Disruption und ihre teils dramatischen Folgen für Wirtschaft und Gesellschaft, solche Paradigmen kann man als Event-Veranstalter so nicht zeigen und diskutieren wollen, als ginge einem dieser rasante Fortschritt in eigener Sache nichts an. Anzug und Krawatte gegen weißes, offenes Hemd und Jeans einzutauschen ist keine glaubhafte Haltung, die eine neue, von Technologien begeisterte und in Teilen auch besessene Generation von Veranstaltern eines Digital-Events erwartet.

Man kann den CEBIT-Machern in Hannover viel vorwerfen, was eine auf Besucherzahlen fixierte und immer wieder auf die glorreichen Tage der 31-Jahre alten Computermesse rekurrierende Presse auch reichlich getan hat. Die durchaus frischen Impulse, die Vorstand Oliver Frese seit der CEBIT 2014 setzte, stoppten das Gerede über den fehlenden Glanz einer nüchternen Business-CEBIT nicht. Punktuelle Akzente wie der Ausbau des Konferenzprogramms und die Einbeziehung von Startups reichten nicht. Frese musste den Rahmen der CEBIT sprengen und einen durchaus radikalen Umbau propagieren.


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