Auf allen Rechnern, die in China verkauft werden, muss ab Juli eine Software vorhanden sein, die den Zugang zu missliebigen Web-Seiten blockiert. Die amerikanische Firma Solid Oak behauptet nun, die chinesischen Programmierer hätten einen Gutteil des Codes der Software geklaut.
Was den Einsatz von Software-Raubkopien betrifft, zählt China weltweit zu den Spitzenreitern. Nach Angaben der Business Software Alliance handelte es sich 2008 rund 80 Prozent aller Software-Produkte, die in China eingesetzt wurden, um Raubkopien.
Auch die Filtersoftware, mit denen künftig jeder neue Rechner ausgestattet sein muss, der im Reich der Mitte verkauft wird, ist nun in ein schiefes Licht geraten. Mithilfe des Web-Filters namens »Green Dam« (Grüner Damm) wollen die Behörden verhindern, dass User auf Internet-Seiten mit zweifelhaftem Content zugreifen, etwa Pornos. In Wirklichkeit geht es der chinesischen Regierung jedoch darum, die eigene Bevölkerung vor »Desinformation« durch kritische Medien und Regimekritiker zu »schützen«.
Laut einem Bericht des Wall Street Journal behauptet die kalifornische Firma Solid Oak, sie hätte nun Teile ihrer eigenen Software »Cyber Sitter« in dem Programm aus China entdeckt. Hersteller von Green Dam ist die chinesische Firma Jinhui Computer Systems Engineering.
Diese weist die Beschuldigungen – natürlich – weit von sich. Solid-Oak-Präsident Brian Milburn dagegen behauptet, er sei sich »zu 99,99 Prozent sicher, dass ein Großteil des Codes, wenn nicht das gesamte Programm, von Cyber Sitter übernommen wurde«. Speziell die Blacklists mit Begriffen, anhand derer Web-Seiten gesperrt werden, und die Update-Routine seien identisch.
Sollten die Vorwürfe zutreffen, dürfte Solid Oak allerdings Probleme haben, seine Ansprüche durchzusetzen. Der Hersteller müsste Klage vor einem Gericht in China einreichen. Somit kann Solid Oak auch nicht gegen PC-Hersteller wie Dell und Hewlett-Packard vorgehen. Diese müssen Rechner, die für den chinesischen Markt bestimmt sind, ab Juli mit dem »Grünen Damm« ausliefern.