432.000 Dollar geboten

Christie's versteigert erstmals KI-Gemälde

25. Oktober 2018, 9:45 Uhr | Peter Tischer

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

»So wenig menschlicher Einfluss wie möglich«

»Menschen sollen auf die fertige Arbeit bei dem ganzen Prozess so wenig Einfluss wie möglich haben«, sagt Gauthier Vernier, der mit Hugo Caselles-Dupré und Pierre Fautrel hinter dem Kollektiv Obvious steckt, dem Magazin »Time«. Alle drei sind Time zufolge 25 Jahre alt. Ihr Motto: »Kreativität ist nicht nur etwas für Menschen.« Mit den Einnahmen wollen sie ihren Algorithmus weiter trainieren, Geld in Rechenleistung stecken und sich an 3D-Objekten versuchen.

Was heute wie ein netter Gag für den Kunstmarkt wirkt, könnte bald neue Gesetze erfordern. »Wenn eine Arbeit von einem Menschen erdacht, aber von einer Maschine erzeugt wurde, wer ist dann der Urheber?«, fragt das »Art Newspaper«. Und wenn Menschen irgendwann gar nicht mehr eingreifen, könnte eine KI das Urheberrecht dann allein besitzen? Autorenschaft kann ein Algorithmus Vernier zufolge nach geltendem Recht bisher nicht haben. KI-Roboter Sophia hatte vor einem Jahr aber beispielsweise schon die saudische Staatsbürgerschaft erlangt.

Christie's betritt mit der Auktion neues Terrain und liefert eine Antwort an den alten Konkurrenten Sotheby's. Der hatte nach der spektakulären Versteigerung eines Banksy-Bildes, das sich teils selbst zerstörte, seit zwei Wochen die Schlagzeilen beherrscht. »Ein Stück Live-Performance« sei erstmals versteigert worden, verkündete das Auktionshaus stolz. Auch die aktuelle Auktion stellt sich als voller Erfolg heraus: Das KI-Gemälde wechselt für 432.000 Dollar den Besitzer.

Neu ist sogenannte generative Kunst aber keineswegs. Schon in den 1970er Jahren experimentierten Künstler mit automatisierten Prozessen und überließen Maschinen das kreative Schaffen. Immer wieder gab es seitdem KI-Arbeiten in Kunst, Musik und Literatur.

Der Kunstbegriff werde alle paar Generationen neu definiert, sagt Erin-Marie Wallace, deren Firma Rare-Era Appraisals bei Washington Kunstwerke schätzt, gegenüber dem Radiosender NPR. »Wir bestimmen neu, was Kunst im 21. Jahrhundert eigentlich ist. Kunst wird denke ich daran gemessen, was Leute bereit sind, dafür zu zahlen.«


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