Exklusiv-Interview mit Deutschland-Chef von Computacenter

»Computacenter wird weiter ganz vorne mitspielen«

24. Juli 2013, 13:21 Uhr | Martin Fryba
»IT ist zu wichtig geworden, um sie komplett in die Hände externer Dienstleister zu legen.« (Foto: CRN)

Noch stagnieren die Erlöse des hierzulande zweitgrößten IT-Dienstleisters Computacenter. Deutschland-Chef Reiner Louis sieht aber bereits eine Trendwende. Über alte und neu Hypethemen, das Ende der IT-Abteilungen und die »Verrückten« in der ITK-Branche.

CRN: Im Systemhausmarkt wird seit längerem wenig über das Produktgeschäft gesprochen. Dafür wird der Wandel hin zu Dienstleistungserbringung beschworen. Wie stellt sich Computacenter im Markt auf?


Reiner Louis: Das klassische Produktgeschäft gehört zu einer der drei Säulen von Computacenter. Die Nachfrage ist hier ungebremst, sie verändert sich aber. Unternehmen bevorzugen mehr und mehr standardisierte Wege, sie wollen aber auch weiter individuelle Lösungen. Wer in diesem Geschäft tätig ist, weiß, wie schwierig es ist, große Rollouts durchzuführen. Wir haben in den letzten beiden Jahren viel Geld investiert, beispielsweise in unser Warenwirtschaftssystem und die Logistik, und wir werden dieses Geschäft mit aller Härte und Konsequenz weiter betreiben. Ich bin da zuversichtlich, dass Computacenter im Produktgeschäft weiter ganz vorne mitspielen wird. Im Übrigen halte ich die Diskussion um eine strenge Abgrenzung von Produkt- und Servicegeschäft für müßig: Das Produktgeschäft war und ist immer auch sehr servicelastig.

CRN: Hohe Margen wirft das Produktgeschäft aber nicht ab.


Louis: Für Computacenter ist es ein auskömmliches Business. Außerdem profitieren wir davon, dass wir für unseren Kunden mit Managed Service-Verträgen das ganze Produktliefergeschäft anbieten können. Solche End-to-End-Prozessketten erwarten unsere Kunden. Wir können sie mit Hilfe eines eingespielten Partnernetzwerks zudem weltweit anbieten. Das ist die Stärke von Computacenter gerade gegenüber den gesetzten Outsourcing-Anbietern wie T-System, HP, IBM oder Atos, die sich nur in Teilen im Produktliefergeschäft bewegen und Fulfilment nicht zu ihrer Kernkompetenzen zählen.

CRN: Sehen Sie Wachstum im Produktgeschäft?

Louis: Ich gehe davon aus, dass Computacenter hierzulande im Produktgeschäft dieses Jahr die Milliarden-Grenze knacken wird. Die haben wir letztes Jahr knapp verpasst. Derzeit sind wir hier mit sehr guten Wachstumsraten unterwegs. Das Geschäft mit dem größten Wachstum ist aber in der Tat unsere zweite Säule Professional Services, also das Consulting. Die derzeitigen Technologieumschwünge bei Themen wie Security, Datacenter, Cloud oder Big Data treiben das Wachstum dieser Sparte. Wir stellen unseren Kunden Spezialisten mit Skills in diesen Themen zur Verfügung und übernehmen Verantwortung für größere Projekte. Zudem haben wir in den letzten Jahren das Geschäft mit Übernahmen des IT-Betriebs unserer Kunden ausgebaut, die dritte Säule von Computacenter.

CRN: IT-Überlassung wurde vor Jahren unter dem Schlagwort Outsourcing von allen namhaften IT-Dienstleistern vermarktet. Von großen dreistelligen Millionen-Deals hört man seit geraumer Zeit nichts mehr, Insourcing großer Outsourcing-Projekte findet eher außerhalb der Öffentlichkeit statt. War IT-Outsourcing eine Modewelle, ein Hype, der die Versprechungen nicht erfüllte?

Louis: Ich kann die Abkehr von großen Outsourcing-Deals bestätigen. Dafür fehlten letztlich die Erfolgstories. IT ist zu wichtig geworden, um sie komplett in die Hände externer Dienstleister zu legen. Die Kunden vergeben heute IT-Aufgaben selektiv nach draußen und überlegen genau, welche Kompetenzen sie behalten. Die gesunde Mischung macht es letztlich aus, welche Kernkompetenzen selbst erbracht werden und welche man außer Haus gibt.

CRN: Die Bedeutung einer zentralen Unternehmens-IT wird damals wie erstaunlicherweise auch heute wieder von der IT-Industrie klein geredet. Naht das wiederholt ausgerufene Ende der IT/Abteilung