Deutschland als verkannte Gute-Laune-Hochburg
- Deutsche sind Zufriedenheits-Weltmeister
- Deutschland als verkannte Gute-Laune-Hochburg
So schön diese Ergebnisse auch klingen, so sehr stellt sich natürlich auch die Frage, welche Aussagekraft sie überhaupt bergen. Selbst wenn man sie etwa mit den Ergebnissen des »Gross National Happiness Index« von Facebook vergleicht, der auf relativ ähnliche Mechanismen zur Bestimmung des nationalen Glücksgefühls zurückgreift (positive Schlagwörter in Statusmeldungen), sieht die Sache schnell ganz anders aus: dort schaffen es die Deutschen gerade einmal auf Rang zehn der untersuchten Länder und landen somit hinter solchen Spaß-Garanten wie USA, Kanada, Indien, Österreich und auch Holland.
Somit stellt sich natürlich die grundsätzliche Frage nach der Aussagekraft solcher Untersuchungen. Wahrscheinlich wird es die verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen noch einige Jahre beschäftigen, genauer herauszufinden, was die positiven wie negativen Kommentare im Einzelnen zu bedeuten haben. Sind beispielsweise Twitter-Nutzer vielleicht grundsätzlich die glücklicheren Menschen als Facebook-Nutzer, die sich dem digitalen Freundes-Netzwerk nur anschließen, da es an realen Sozialkontakten fehlt? Oder schreiben die Deutschen lieber die positiven Sachen ins Netz und sparen sich die negativen für den privaten Kreis und die Arbeit auf? Jedenfalls gibt es im Netz somit noch eine Menge Potential für weitere mehr oder minder erhellende oder auch nur erheiternde nationale Web-Psychogramme.
Selbst der Anfangs zitierte Hugo Münsterberg musste trotz aller Vermittlungsversuche vor 100 Jahren erfahren, wie nachhaltig die altbewährten Vorurteile sich in den Köpfen festsetzen. Nachdem der erste Weltkrieg begonnen hatte, wurde der einst gefeierte Psychologe plötzlich wieder zu einem typischen Vertreter der deutschen Übermachtsfantasien erklärt und angefeindet. Dies ging so weit, dass er sogar aus dem Foto mit den Gründern des Psychologielabors in Harvard radiert wurde. Und auch umgekehrt hat sich an seiner Erfahrung »Dem Deutschen aber war der Yankee ein flegelhafter Geselle, der im öffentlichen Leben die Korruption (…) gutheißt, dem Dollar und der Sensation nachjagt, ein Barbar in Wissenschaft und Kunst, ein bigotter Heuchler, der Tabak kaut und sein Hauptvergnügen an Lynchgerichten findet.« bis heute nicht viel geändert.