Interview

»Erhebliches Marktpotenzial für Partner«

9. Juli 2009, 10:56 Uhr |
SaaS als Nische geht nicht, meint Peter von Zimmermann

Mit Netsuite erhält SAP Konkurrenz aus bekannten Reihen. Die von Oracle-Gründer Larry Ellison gegründete Firma startet im deutschen Markt vor den Walldorfern mit einer SaaS-Lösung für große Mittelständler und Konzerne. Peter von Zimmermann, Partner beim ersten Netsuite-Partner AltaVia/Ontect erklärt im CRN-Gespräch, warum SaaS auch für den Channel ein Modell mit Zukunft ist.

CRN: SAP hat mit Business ByDesign eine ähnliche Lösung wie Netsuite entwickelt, die aber aufgrund einiger Verzögerungen offiziell noch nicht erhältlich ist. Die von vielen erhoffte Signalwirkung von SAPs Eintritt in den SaaS-Markt ist damit beinahe verpufft. Warum glauben Sie nach wie vor an den Erfolg einer SaaS-Lösung?

Zimmermann: Netsuite hat über 10 Jahre Erfahrung mit SaaS. Die Technologie und das gesamte Unternehmen sind auf SaaS ausgerichtet. Netsuite ist weltweit bei vielen tausend Kunden erfolgreich im Einsatz. Warum sollte das nicht auch in Deutschland funktionieren? SAPs anhaltendes Bemühen um ein SaaS-Angebot zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind.

Gibt es auch Unternehmen oder Branchen, denen Sie weiterhin zum traditionellen Software-Betrieb raten würden?

Die Vorteile von SaaS sind für die Unternehmen sehr unterschiedlich relevant. Ein Fertigungsunternehmen, das es gewohnt ist, in der Fertigung komplexe Technologien zu betreiben, das eine gut eingespielte IT Abteilung hat und dessen Mitarbeiter im Wesentlichen am Standort arbeiten, profitiert natürlich viel weniger als ein dynamisch wachsendes, weltweit agierendes Service-Unternehmen mit vielen Mitarbeitern im Außendienst.

SaaS ist bereits seit Jahren ein viel diskutiertes Thema, der tatsächliche Marktanteil von betriebswirtschaftlichen SaaS-Angeboten am gesamten Software-Markt aber noch marginal. Wird sich das Modell durchsetzen wird oder bleibt es eine attraktive Nische?

Wir gehen davon aus, dass der Marktanteil von SaaS-Lösungen im betriebswirtschaftlichen Umfeld kontinuierlich wachsen wird. SaaS als Nische geht eigentlich gar nicht, SaaS braucht Volumen, um profitabel zu sein. SaaS-Angebote nach dem Motto »Auf Wunsch können wir die Lösung auch hosten« funktionieren nicht, weil sie sich wirtschaftlich nicht rechnen.

Glauben Sie, dass die Krise und damit einhergehende schmale IT-Budgets der Verbreitung des Geschäftsmodells besonderen Schub geben können?

Zimmermann: Die Entwicklung von Netsuite in den letzten Monaten lässt den Schluss zu, dass die knappen IT-Budgets zu einem Wettbewerbsvorteil für SaaS-Anbieter werden können. Dennoch geht die Krise natürlich auch an den SaaS-Anbietern nicht spurlos vorbei.

Immer mehr Hersteller von kaufmännischer Software bieten SaaS auch für kleine und Kleinstunternehmen an. Glauben Sie an einen Paradigmenwechsel über alle Kundengrößen hinweg oder erwarten Sie langfristig eine stabile Koexistenz von traditionellem Software-Betrieb und SaaS?

Das ist eine schwierige Frage. Die große Herausforderung für die Hersteller ist es, preislich attraktive Lösungen dennoch profitabel anzubieten. Das wird umso schwieriger, je kleiner die Kunden und damit die IT-Budgets sind. Insofern erwarten wir eher eine längere Phase der Koexistenz; wie stabil diese Phase wird, sei dahingestellt.

Viele Hersteller, die ihr Portfolio um SaaS-Varianten erweitern, wollen den Channel mit einbeziehen. Halten Sie das für ein Lippenbekenntnis oder sehen Sie neue Geschäftsmöglichkeiten für Partner?

Wir sehen ein erhebliches Marktpotential für den Channel. Die betriebswirtschaftliche Komplexität, die eine ERP Lösung abbildet, ist ja unabhängig von ihrem Delivery Modell. Der Erklärungs- und Beratungsbedarf bleibt. Die Anforderungen der Unternehmen aus den verschiedenen Branchen sind sehr unterschiedlich. Netsuite bietet beispielsweise mit der SuiteCloud-Plattform eine hervorragende Basis für vielfältige Anpassungen durch den Kunden, aber eben auch durch Dienstleister und Systemhäuser.


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