Eine Vertrauenskrise ist es sicher nicht, wie Analysten meinen, aber mit Business-Intelligence-Software (BI) haben Anwender in der Tat so ihre liebe Mühe. Denn in den letzten beiden Jahren ist zwar der Umsatz der Hersteller gestiegen, die Akzeptanz der Nutzer dagegen hat abgenommen.
Der Markt für so genannte Business- Intelligence-Software hat eine gute Konjunktur. Im vergangenen Jahr verzeichneten die Hersteller in Deutschland ein Wachstum von zwölf Prozent auf ein Marktvolumen von 800 Millionen Euro, schätzt das Marktforschungsunternehmen Lünendonk. Software, die Informationen bei einem Unternehmen so aufbereitet, dass strategische oder operative Entscheidungen besser getroffen werden können, ist also ein krisenfestes Produkt, vielleicht gerade durch die Krise erst so richtig gefragt. Wenn es allerdings um die Integration bestehender Unternehmensdaten in eine BI-Software geht, also eigentlich das Kernstück einer solchen Investition, dann stellen Nutzer oft Probleme fest. Nicht anders verhält es sich beim Komfort, die Software leicht, vor allem aber intuitiv bedienen zu können.
Das sind die beiden Punkte, die von Nutzern immer noch moniert werden. Analysten von Actinium Consulting haben eine Neuauflage ihrer Umfrage zu BIAnwendungen aus dem Jahre 2007 wieder aufgelegt. Fazit: Aus den Antworten der rund 250 BIAnwender stellt Actinium einen leichten Anstieg der Unzufriedenheit gerade in diesen beiden Punkten fest. »Das ist schon eine Ohrfeige für die Hersteller«, reicht Actinium-Geschäftsführer Klaus Hüttl stellvertretend die Züchtigung weiter.
Hüttl ist auch deswegen sauer, weil seine Studie vor zwei Jahren wohl kein Gehör fand, ganz sicher aber keinerlei Maßnahmen seitens der BI-Hersteller ergriffen wurden, um die bereit 2007 festgestellten Mängel wenigstens ein Stück weit zu beseitigen. »Die Hersteller hätten wachgerüttelt werden müssen«, sagt ein enttäuschter Hüttl. Und da er nun aus der aktuellen Studie eine weitere Verschlechterung der Einsatzbedingungen herausliest, geht Hüttl in seiner Kritik ein Stück weiter: Die eigentlichen Kostentreiber seien eine schwierige Integration und aufwändige Implementierung, »wenn dann noch der Nutzen hinter den Erwartungen bleibt, weil sich die Benutzer mit den Lösungen schwer tun und deshalb nicht gerne darauf zurückgreifen, geht die ganze Rechnung für BI nicht mehr auf«.
Hüttl sieht bereits eine Vertrauenskrise auf den BI-Markt zukommen, sollten den »wohlklingenden Marketingworten« der Hersteller keine konkreten Taten folgen. Insbesondere der Mittelstand brauche schnell einsetzbare Software ohne großen Projektaufwand. Für ständig neue Features und komplexere Tools hat der Mittelstand kein Verständnis.
Hüttl als Anwalt der BI-Nutzer dürfte in einigen Teilen seiner Kritik sicher richtig liegen. Ob er sich aber dieses Mal Gehör bei Herstellern verschafft, ist mehr als fraglich. Die BI-Hersteller stehen sehr gut da, suchen sogar in der Wirtschaftskrise händeringend qualifiziertes Personal und stellen sich auf weiteres Wachstum ein. Keines der zehn von Lünendonk gelisteten reinen BI-Hersteller auf dem deutschen Markt musste 2008 Umsatzeinbußen hinnehmen, drei Firmen unter ihnen haben sogar zweistellige Wachstumsraten vorzuweisen. Nach einer Vertrauenskrise sieht das nicht aus.