Vor allem IT-Spezialisten fehlen

Finanzchefs sehen Fachkräftemangel als größtes Risiko

19. November 2018, 11:02 Uhr | Daniel Dubsky
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Die Finanzchefs deutscher Konzerne blicken wieder pessimistischer in die Zukunft. Sorgen bereitet ihnen vor allem der Fachkräftemangel – mehr noch als geopolitische Risiken, steigende Kosten und eine schwache Nachfrage.

In den vergangenen zwei Jahren hatten die CFOs deutscher Großunternehmen noch mehrheitlich optimistisch nach vorne geschaut, doch im Herbst 2018 hat sich das Bild geändert. Nur noch 18 Prozent der 180 von Deloitte befragten Finanzchefs beurteilen die Geschäftsaussichten ihrer Firma besser als vor drei Monaten, 23 Prozent sehen die Zukunft pessimistischer. Das wirkt sich negativ auf die Investitionsbereitschaft aus: Die hinkte dem wirtschaftlichen Aufschwung lange hinterher und stieg erst 2017 deutlich an. Doch diese Entwicklung ist schon wieder vorbei, der Investitionsindex um fast 20 Prozentpunkte abgesackt. »Hierfür dürfte der Fachkräftemangel verantwortlich sein, der momentan zentral für die Unternehmensstrategien ist«, so die Einschätzung von Alexander Börsch, Chefökonom bei Deloitte.

Zwar sehen weiterhin 49 Prozent der CFOs geopolitische Risiken, doch das sind deutlich weniger als die 60 Prozent im Vorjahr. Vor allem Auslandsinvestitionen werden auf den Prüfstand gestellt, viele Unternehmen fokussieren sich wieder stärker auf Deutschland und die Eurozone. Größere Sorgen bereiten den Finanzchefs der deutschen Großunternehmen der Deloitte-Umfrage zufolge der Fachkräftemangel. 65 Prozent stufen ihn als hohes Risiko ein – ein Anstieg um 14 Prozentpunkte.

Die Folge: 74 Prozent der CFOs beklagen höhere Kosten für die Personalgewinnung, 41 Prozent setzen einen stärkeren Fokus auf das Employer Branding, um Mitarbeiter durch ein attraktives Arbeitsumfeld zu halten und für Bewerber attraktiv zu sein. 39 Prozent sind der Einschätzung, sie könnten Wachstumschancen durch den Fachkräftemangel nicht wahrnehmen, 26 Prozent stellen eine gesunkene Produktivität fest. Und zehn Prozent verschieben Investitionsvorhaben. Die Auswirkungen seien also »keinesfalls abstrakt, sondern betreffen die Unternehmen sehr konkret«, so das Fazit von Deloitte.

Besonders ausgeprägt ist der Mangel an Fachkräften im Bereich Technologie und IT, in dem 57 Prozent der Unternehmen sich schwertun, Mitarbeiter zu finden. Aber auch die Bereiche Fertigung (36 Prozent), Forschung und Entwicklung (24 Prozent) sowie Vertrieb und Kundenbetreuung (21 Prozent) sind betroffen.

Lohnkosten und andere Risiken

Neben dem Fachkräftemangel und der geopolitischen Situation sehen die Finanzchefs aber noch andere Risiken für ihre Unternehmen. Die Lohnkosten, im Vorjahr erst auf dem siebten Rang geführt, zählen nun zu den Top-3-Risiken – 40 Prozent der Befragte sorgen sich um sie. Auch eine schwächere Inlandsnachfrage (34 Prozent), zunehmende Regulierung in Deutschland (33 Prozent) und schwankende Wechselkurse trüben den Ausblick.


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