Vashi und Kollegen schreiben, dass die allgegenwärtigen retuschierten Bilder das Selbstwertgefühl mancher Nutzer beeinträchtigen können. Es kann sogar zu einer sogenannten körperdysmorphen Störung führen. Betroffene beschäftigen sich oft stundenlang mit einem körperlichen Makel, den man objektiv nicht als solchen erkennt oder der sehr gering ausgeprägt ist. Als Folge ziehen sich die Betroffenen sozial oder beruflich oft zurück.
Der Leiter der Abteilung für Interventionelle Biologische Psychiatrie am Universitätsklinikum Freiburg, Professor Thomas Schläpfer, sagt, dass derartige Störungen der Körperwahrnehmung nicht neu seien. »Durch die gestiegene Nutzung von Handys rückt das Krankheitsbild jedoch mehr in den Fokus.«
Eine genaue Zahl der Erkrankungen gebe es nicht, sagte Schläpfer. Die Dunkelziffer sei zudem hoch. »Entweder melden sich die Betroffenen nicht beim Arzt, oder sie laufen unter dem Deckmantel Depression mit.« Nur wenige Ärzte kennen Schläpfer zufolge das Krankheitsbild oder diagnostische Kriterien. Handlungsbedarf sieht er deshalb vor allem in der Ärzteausbildung.
»Die Folge der oft fehlenden Kenntnis der Ärzte ist, dass Patienten nicht richtig behandelt werden«, sagte Schläpfer. Dabei könne man die Störung gut behandeln, und zwar mit einer Psychotherapie, die oft in Kombination mit Medikamenten eingesetzt wird. Dieses Vorgehen empfehlen auch die Wissenschaftler um Vashi. Eine Schönheitsoperation hingegen könne die Symptome bei einer körperdysmorphen Störung sogar verschlimmern.