Das Warenhaus steht unter Druck. Das spürt derzeit vor allem Galeria Kaufhof. Viele Verbraucher kaufen lieber im Internet ein. Hat das Prinzip »alles unter einem (Warenhaus-)Dach« ausgedient?
Einst dominierten vier große Warenhausketten den deutschen Einzelhandel: Hertie, Karstadt, Kaufhof und Horten. Dann schluckte Karstadt Hertie, Kaufhof übernahm Horten und nun könnten sich die verbliebenen zwei Ketten ihrerseits zusammenschließen. Nach langem Hin und Her haben die Eigentümer Hudson's Bay Company (HBC) und Signa ihre Absicht bekundet, Kaufhof und Karstadt in einem Gemeinschaftsunternehmen zusammenführen. Signa-Chef René Benko, der schon lange von einer Übernahme des Rivalen Kaufhof träumt, wäre damit am Ziel. Aber ist das Konzept Warenhaus überhaupt zu retten?
Die Fusionspläne sind eine Reaktion auf die angespannte Marktsituation, die den Warenhäusern schon länger zu schaffen macht. Immer weniger Filialen und sinkende Umsätze prägen den Wettbewerb. Während Karstadt sich langsam berappelt, schwächelt Kaufhof auch unter dem kanadischen Eigentümer HBC weiter kräftig.
Das liegt auch daran, dass Karstadt nach einer Insolvenz und der Übernahme durch Benko schon früher als Kaufhof mit einem straffen Sanierungsprogramm beginnen konnte, das allmählich Früchte trägt. Zudem sitzt mit Stephan Fanderl jemand im Chefsessel, der sowohl das Unternehmen als auch den deutschen Markt sehr gut kennt.
Doch das generelle Problem bleibt: Das Konzept des klassischen Warenhauses, in dem der Kunde von der Klobürste über die DVD bis hin zum Fahrrad alles kaufen kann, steht gleich von zwei Seiten unter Druck: Das Internet und die Einkaufszentren. »Seit den 1970er Jahren erleben wir einen enormen Boom bei Shoppingcentern», sagt Marco Atzberger, Mitglied der Geschäftsführung bei EHI Retail, einem Forschungsinstitut des Handels. «Die bieten auch alles unter einem Dach, sind durch die Ladenstruktur aber spezialisierter als es ein Warenhaus sein kann.«