Einkaufszentren haben zudem einen Strukturvorteil. »Die Warenhäuser sind häufig in alten, sehr hohen Immobilien untergebracht«, erklärt Atzberger. Es ist schwierig, die Kunden bis in den fünften Stock zu locken, wenn es das gleiche Produkt im Einkaufszentrum im Erdgeschoss gibt. Noch bequemer und oft preiswerter ist das Online-Shopping. Seit Jahren gibt es hohe Zuwachsraten beim Einkauf am heimischen Computer oder Tablet, große Auswahl und Lieferung an die Haustür inklusive.
Wenn Karstadt und Kaufhof gemeinsame Wege gehen, mache das deutlich mehr Sinn, als sich im Wettbewerb gegenseitig auf den Füßen zu stehen, während sich die Internetriesen Amazon und Zalando ins Fäustchen lachen, heißt es aus Unternehmenskreisen. Der Zeitpunkt sei richtig, und schließlich handele es sich bei der geplanten Fusion um ein Zusammengehen auf Augenhöhe.
Bei einem Zusammenschluss erwarten die Beteiligten, die Kosten in der Verwaltung und im Einkauf erheblich drücken zu können. Allein durch die größeren Mengen, die ein fusionierter Konzern beziehen würde, wären höhere Rabatte möglich. Durch eine Vereinheitlichung des Sortiments entstünde zudem eine größere Macht für die Einkäufer. Gibt es beispielsweise für ein Produkt bislang unterschiedliche Lieferanten für die beiden Warenhaus-Betreiber, werden sich diese eventuell einen Preiskampf liefern, um nicht aus dem Regal zu fliegen - so zumindest die Hoffnung bei Karstadt und Kaufhof.
»Das sind naheliegende Schritte, die durchgeführt werden«, meint Atzberger. Aufgegeben hat er das Konzept Warenhaus nicht. »Es gibt noch eine Berechtigung. Das Warenhaus steht ja auch für die Innenstadt und die ist nach wie vor attraktiv für die Menschen.« Es müsste allerdings viel mehr investiert und mutiger neu gedacht werden.
Während die Kunden also gespannt auf neue Konzepte und die anstehenden Veränderungen sein dürfen, macht sich unter den Mitarbeitern Unsicherheit breit. Mehrfach rief die Gewerkschaft Verdi die Konzerne dazu auf, endlich Klarheit über die Zukunft bei Karstadt und Kaufhof zu schaffen. Bundesvorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger betonte: »Die Beschäftigten müssen bei einer möglichen Fusion der Unternehmen im Mittelpunkt stehen, einen wirksamen Schutz gibt es nur durch Tarifverträge.«