Handel mit Software-Lizenzen

Gebrauchte Software: Das Ende eines Geschäftsmodells

6. Juli 2009, 12:29 Uhr | Martin Fryba
Ein Dorn im Auge großer Softwarehersteller: Axel Susen von Susensoftware aus Aachen.

Der Mann ist ein Savonarola der Softwarebranche. Hersteller sehen Rot, wenn sie Axel Susen reden hören. Am liebsten würden sie den streitbaren Manager so enden sehen wie den einstigen Volkstribun aus Florenz: auf dem Scheiterhaufen. Und daran arbeiten die Softwarehersteller auch, befürchtet ein bestens aufgelegter Susen.

Teure Software kommt auch beim Händler Usedsoft aus München nicht in die Tüte.
Teure Software kommt auch beim Händler Usedsoft aus München nicht in die Tüte.

Microsoft, Unterschleißheim: Vor einigen Jahren hörte man einen Microsoft-Manager in führender Position in der Deutschland-Zentrale toben, als die Rede auf gebrauchte Software kam und den einsetzenden schwunghaften Handel im so genannten Zweitmarkt.

Ein Monopolist fürchtete, von vielen kleinen Händlern in die Ecke getrieben zu werden. Von Händlern wie Axel Susen und seiner Firma Susensoftware, der gerne von einer Revolution aus Aachen spricht, wenn von »Stiller Software« die Rede ist.

Die juristischen Auseinandersetzungen zwischen Softwareriesen wie Microsoft, Oracle oder SAP, die sich um ihre Umsätze mit Neulizenzen sorgen, und Softwarehändlern brachte nicht nur Teilerfolge für die letztgenannten. Unangenehmer Nebeneffekt für Hersteller: Viele Gerichtsurteile sorgten und sorgen nach wie vor zwar für eine gewisse Verunsicherung bei Anwendern, ob der Verkauf gebrauchter Software rechtens sei.

Noch etliche Verfahren anhängig

In einigen Verfahren steht die Entscheidung noch aus, etwa zum Thema Splitten von SAP-Volumenlizenzen. Doch insgesamt können sich die Used-Software-Reseller darüber freuen, das Thema mit großer Anteilnahme und ohne viel Werbung in die Öffentlichkeit gebracht zu haben.

In keinem anderen Land seien so viele Fachhändler für gebrauchte Software aktiv wie in Deutschland, sagt Susen. Der Zweitmarkt habe sich nach zehn Jahren etabliert.

Erstaunlich ruhig gehe es in letzter Zeit an den Fronten zu, registriert Axel Susen. Eine trügerische Ruhe, glaubt der Manager ausgemacht zu haben, denn offenbar droht dem Markt für gebrauchte Software aus einer anderen Ecke Gefahr.

Software as a Service als Bedrohung

Mit der technologischen Entwicklung hin zu gehosteter (Software as a Service) oder Mietsoftware könnte sich der Handel mit gebrauchter Software erledigt haben, befürchtet Susen. Was als Revolution begann, trägt die Evolution in der Nutzung von Software still und leise zu Grabe.

»Sollte SaaS zum neuen Standard werden, könnte dies das Ende für gebrauchte Software bedeuten«, spekuliert Susen. In einem solchen Modell könne laut Susen ein Zweitmarkt für Mietsoftware nicht existieren.

Noch aber geht die Revolution aus Aachen weiter und Susensoftware das Geschäft nicht aus. Denn SaaS sei noch lange kein Standard und zudem gehe die Flexibilität zu Lasten der Komplexität, meint der Chef von Susensoftware.

»Stille Software ist begrenzt«

Susen, der Softwareherstellern gerne eine moralisch zweifelhafte Praxis vorwirft, wäre ein schlechter PR-Manager in eigener Sache, würde er mit der Botschaft vom drohenden Ende seines Geschäftsmodells nicht zugleich für das eigen Business die Werbetrommel rühren.

Stille Software sei ein Produkt des freien Marktes, aber ein sehr begrenztes und knappes Gut. »Schnäppchenjäger müssen sich beeilen«, so der Software-Savonarola aus Aachen.


Matchmaker+