Nachdem das Thema jahrelang völlig vernachlässigt worden war, sorgt dieser Umschwung nun – wie beabsichtigt – sofort für ähnlich großen Jubel bei der Games-Industrie und den Spielern wie sonst nur ein Highscore. Maßgeblichen Anteil daran hat der neue Branchenverband »game«, der im vergangenen Jahr aus der Vereinigung von »BIU« und »GAME« hervorgegangen ist. Sein wichtigstes Sprachrohr in der Politik ist die CSU-Abgeordnete Dorothee Bär, die sich seit einigen Jahren für das Thema einsetzt und auch in der Jury des – vom game und dem Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) ausgelobten – deutschen Computerspielpreises sitzt.
Für den deutschen Weg zur Förderung des E-Sports enthält das Koalitionspapier auch dank diesem Einfluss bereits einige sehr konkrete Ideen. Einer der wichtigsten Schritte soll dabei die vollständige Anerkennung als eigene Sportart mit Vereins-und Verbandsrecht sein. Dadurch würde der zunehmenden Professionalisierung des Gaming Rechnung getragen. Schon heute gibt es zahlreiche E-Sportler, die gut von diesem Beruf leben können und selbst einige klassische Sportvereine wie Schalke 04 haben eigene E-Sport-Teams aus der Taufe gehoben. Zugleich läuft dieser Plan allerdings auch anderen politischen Bestrebungen, insbesondere aus dem Gesundheitsbereich, direkt zuwider.
Denn indem E-Sport-Verbände damit auch Zugriff auf Sport-Fördermittel bekämen, würde dieses Geld an anderer Stelle bei den klassischen Sportvereinen fehlen, die sowieso schon über eine Unterfinanzierung klagen. Statt aktiv gegen den wachsenden Bewegungsmangel der Jugend vorzugehen, der nicht nur die Krankenhassen auf lange Sicht erheblich zu belasten droht, würde die neue Regierung damit unmittelbar eine der wichtigsten Ursachen dafür fördern.