Flächendeckend ist dabei ernst gemeint: Auch kleine Ortschaften und abgelegene Regionen müssen ohne Ausnahme versorgt werden. Es käme ja auch niemand auf die Idee, ein paar Dörfer bei der Strom- und Wasserversorgung auszuschließen. Will heißen: Wie bei Wasser oder Strom handelt es sich auch hier um eine staatliche Auf- und Ausgabe. Hier darf man nicht auf privatwirtschaftliche Investoren setzen, die ihr Kapital vervielfachen wollen. So, wie Steuergeld in das Straßennetz fließt, muss auch Geld in ein digitales Netz gesteckt werden.
Experten sagen: Das geht! Kostet aber rund 100 Milliarden Euro. Sicherlich eine beachtliche Summe, die nicht innerhalb eines Jahres geschultert werden kann. Wenn man andererseits bedenkt, dass aktuell jährlich rund 40 Milliarden Euro für den Verteidigungsetat bereitgestellt werden, ist das kein unlösbares Problem, zumal eine moderne Netzinfrastruktur ja irgendwann besteht und dann nicht ständig wieder neue Investitionen in dieser Größenordnung benötigt.
Doch einzig mit dem Aufbau einer vernünftigen Digital-Infrastruktur wäre es nicht getan. Eine neu zu schaffende, öffentliche Körperschaft – nennen wir sie Digitalagentur – müsste dafür sorgen, dass sich die Wirtschaft auf klar festgeschriebene Standards und Schnittstellen in der digitalen Welt verlassen kann. Anders funktionierte es in der analogen Welt auch nicht.
Die gleiche Digitalagentur sollte auch dafür sorgen, dass Staatsbedienstete – insbesondere Lehrer – zu kontinuierlicher, digitaler Fortbildung verpflichtet werden. Im Gegensatz zu ihren Schülern sind heute zu viele Lehrer digitale Analphabeten. Es kann und darf nicht sein, dass sie keinen blassen Schimmer davon haben, was Facebook, Instagram und Co. eigentlich sind. Lehrer müssten über elementare Technologien wie Unified Communications, Collaboration oder Customer-Relationship-Management informiert sein. All das wäre dringend notwendig, um dieses Land für die Digitalisierung fit zu machen. Sollte der künftige Finanzminister über die Kosten auch nur ansatzweise lamentieren, müsste man ihm laut und deutlich sagen: Wenn Deutschland diesen Weg in der bevorstehenden Legislaturperiode nicht endlich einschlägt, dann wird es langsam unbezahlbar, den Anschluss an die Digitalisierung nicht zu verpassen!