Neue Dokumente von Edward Snowden rücken Microsoft im Zuge der NSA-Affäre in ein unrühmliches Licht. Der Konzern gibt sich einstweilen in Werbeanzeigen unschuldig.
Die englische Zeitung Guardian hat einen Bericht über die Zusammenarbeit von Microsoft mit dem amerikanischen Geheimdienst National Security Agency (NSA) veröffentlicht, der auf neuen Dokumenten aus dem Fundus des Whistleblowers Edward Snowden basiert. Diese teils als »streng geheim« eingestuften Berichte zeigen eindrucksvoll, wie aktiv Microsoft mit dem Geheimdienst kooperiert, um den Schlapphüten Zugang zur Kommunikation der Nutzer von Microsoft-Software und –Diensten zu gewähren. So wurde der NSA beispielsweise dabei geholfen, die Verschlüsselung von Skype und anderen Chat-Programmen auszuhebeln, um den Datenaustausch zwischen den Nutzern abhörbar zu machen. Während Microsoft den Vorwurf der Manipulation von Skype abstreitet, zeigen Snowdens neue Offenlegungen nun, dass die entsprechenden Änderungen an der Kommunikationssoftware bereits vor der Übernahme durch Microsoft eingepflegt wurden. Allerdings geschah dies laut dem Guardian damals schon auf Druck von Microsoft. Auch beim Web-Chat-Dienst des Portals Outlook.com hat Microsoft laut Snowdens Akten den Geheimdiensten eine ähnliche Hintertür wie bei Skype eingebaut, um die Nachrichten noch vor ihrer Verschlüsselung in der Software abzufangen. Doch damit nicht genug, wie die neuen Snowden-Dokumente des Guardian zeigen. Auch zum Speicherdienst SkyDrive gewährt Microsoft demnach den US-Diensten Zugriff. Alleine hiervon sind über eine viertel Milliarde Nutzer weltweit betroffen. Darüber hinaus hat Microsoft den Abhörspezialisten Hilfe dabei geleistet, Email-Aliaskonten bei Outlook.com ihren Inhabern zuzuordnen. Microsoft beteuert jedoch, dies nur in einzelnen Verdachtsfällen auf Nachfrage der Behörden getan zu haben.
Microsoft verteidigt sich hinsichtlich der Abhör-Vorwürfe hauptsächlich mit dem Argument, man müsse mit den Behörden kooperieren und ihnen entsprechende Zugänge ermöglichen, um den amerikanischen Gesetzen zu entsprechen. Fast schon ungewollt selbstironisch kommt angesichts dieser Enthüllungen eine aktuelle Werbung von Microsoft für den Internet Explorer daher: In der Anzeige stehen unter der Überschrift »Manches teilt man gern Online« eine Teenagerin und ihre Mutter gemeinsam beim Kochen in der Küche (wo Frauen scheinbar hin gehören in der Microsoft-Welt?). Weiter heißt es im Text »Sie spricht mit Mama über alles – ausser über ihren ersten Freund«. Gekrönt wird die Anzeige vom Slogan »Der Schutz Ihrer Privatsphäre steht für uns an erster Stelle«. Mit der Anzeige soll vor allem die Do not track Funktion des Browsers beworben werden, die unerwünschte Datensammlungen von Werbefirmen und Co verhindern soll. Das trifft allerdings nicht nur auf die Geheimdientste nicht zu. Auch Werbefirmen halten sich wenn dann nur freiwillig an diese Vorgabe.
Microsoft ist allerdings bei weitem nicht der einzige IT-Riese, der den Anforderungen der US-Gesetze Rechnung tragen muss. Diese fordern eine weitgehende Freigabe aller Daten von nicht-US-Bürgern und Personen, die sich nicht in den USA aufhalten. Auch Apple, Google, Facebook und Yahoo gehen deshalb beispielsweise nicht viel sorgsamer mit den Daten ihrer weltweiten Nutzer um und geben weiter, was auch immer angefordert wird. Allerdings wächst dadurch nicht nur bei den internationalen Kunden, sondern auch bei den IT-Konzernen selbst der Unmut. Sie würden zumindest gerne veröffentlichen dürfen, an welchen Stellen sie den Geheimdiensten den Zugang zu Informationen ermöglichen müssen.