Nach mehrmonatigen Recherchen hatte CRN Angang September einen umfassenden Bericht über verschiedene auffällig günstige Angebote und ihre Hintergründe veröffentlicht. Im Zentrum stand dabei unter anderem der Kölner Anbieter Lizengo, der seine Produkte seit einigen Monaten auch über Gutscheinkarten bei Edeka verkauft. Was für Lizengo ein genialer Vermarktungserfolg ist, stößt vielen Händlern im Channel äußerst sauer auf. Bietet Lizengo die Ware doch zu Preisen an, die über offizielle Einkaufskanäle niemals erreichbar sind. Selbst Gebrauchtsoftwarehändler konnten hier nicht mithalten und waren sich deshalb ungewohnt einig mit Microsoft, dass hier etwas verdächtig sei.
Lizengo hingegen behauptet, alle Lizenzen seien neue und völlig legale Einzelplatzlizenzen mit jeweils individuellen Schlüsseln, die niedrigen Preise würden durch den Einkauf von Überkapazitäten bei Distributoren erreicht. Bei unseren Recherchen und Testkäufen stellte sich jedoch schnell heraus, dass es Lizengo mit der Wahrheit nicht sehr genau nimmt. Keiner der von uns befragten Distributoren hat Lizengo je mit den fraglichen Produkten beliefert, oder kann sich auch nur ansatzweise erklären, wie bei Einzelplatz-Download-Software überhaupt Überkapazitäten und solche Dumping-Preise entstehen sollen, wo sie die Software doch ebenfalls offiziell und zu deutlich höheren Preisen bei Microsoft beziehen.
Tatsächlich bekamen wir bei unseren Testkäufen mehrfach die gleichen MAK-Keys geliefert, die weder mit Einzelplatzlizenzen in Verbindung stehen, noch für den einzelnen Verkauf und Weiterverkauf gedacht sind. In den Lieferdokumenten war dann plötzlich die Rede von Volumenlizenzen sowie Urteilen zum Weiterverkauf gebrauchter Software, ohne jedoch die dafür notwendige Dokumentation mitzugeben, aus denen sich tatsächlich ein Nutzungsrecht für gebrauchte Software ableiten würde.