Aus Angst vor versteckten Hintertürchen zur Spionage fordert die russische Regierung, dass Apple und SAP ihr die Quellcodes ihrer Software zur Verfügung stellen. Andernfalls müsse man eventuell auf andere Anbieter ausweichen.
Die im Zuge der Enthüllungen des Whistleblowers Edward Snowden weltweit losgetretene Angst vor umfassender Spionage durch ausländische Geheimdienste lässt offenbar auch die russische Regierung nicht kalt, die Snowden in den letzten Monaten Asyl gewährt hat. Um die Gefahr durch entsprechende Aktivitäten anderer Länder eindämmen zu können, hat das russische Ministerium für Kommunikation deshalb jetzt die beiden ITK-Riesen Apple und SAP dazu aufgefordert, ihm den Quellcode ihrer Software-Lösungen zu übermitteln. Da die Programme neben den Behörden auch in vielen staatseigenen Unternehmen wie dem Mineralölkonzern Rosneft und der Sberbank eingesetzt werden, wolle man sich gegen eventuelle Hintertüren und andere versteckte Lausch- oder gar Angriffs-Funktionen schützen, so das Ministerium in seiner Begründung.
Sollten Apple und SAP der Forderung nicht nachkommen, will sich der russische Staat überlegen, in seinen Unternehmen und Behörden künftig auf Lösungen anderer, möglichst russischer Hersteller, zu setzen. Dabei verweist das Ministerium auf eine entsprechende Vereinbarung mit Microsoft, das Russland angeblich schon seit 2003 den normalerweise streng geschützten Quellcode für Programme wie seine Windows-Betriebssysteme offenlegt. Apple und SAP haben sich bisher nicht dazu geäußert, ob sie der Forderung nachkommen werden. Immerhin könnte es für die Unternehmen selbst ebenfalls ein großes Risiko bedeuten, das eigene geistige Kapital so offen in die Hände eines fremden Staates zu legen, dessen Geheimdienste ebenfalls nicht gerade als zimperlich gelten.