Als ob die Unwägbarkeit des eigenen Marktes nicht groß genug wäre, bürden sich viele Firmen zusätzliche Risiken außerhalb ihres Geschäfts auf - und verbrennen sich oft genug die Finger. Warum das so ist und wie es besser geht, hat viel mit inneren Widerständen und richtiger IT-Strategie zu tun.
Laut einer Studie der Unternehmensberatung Capgemini (IT-Trends 2008) nimmt der Anteil der IT-Leistungen, die von den Unternehmen im eigenen Haus erbracht werden, weiter ab. Insbesondere die Software-Entwicklung wird zunehmend ausgelagert: In den kommenden fünf Jahren soll der Anteil der »in house« realisierten Entwicklung auf nur noch 25 Prozent sinken. Gute Nachrichten für die deutschen Entwicklungshäuser also. Auf dem Markt für Software-Entwicklung sind die Deutschen jedoch nicht allein!
Obwohl das Thema Offshoring mittlerweile deutlich differenzierter und realistischer gesehen wird, schläft die Konkurrenz aus Indien und den osteuropäischen Ländern nicht. Die Entwickler dort sind exzellent ausgebildet und haben sich auch in großen Projekten bewährt. Die deutschen Anbieter können aber mit eigenen Stärken punkten: Kommunikationskompetenz und Prozesskenntnis sind Aspekte, die gerade in Individual-Software-Projekten entscheidende Bedeutung haben. Viele geschäftskritische Anwendungen können ohne ausgeprägte Erfahrung in der jeweiligen Branche und Verständnis für die Geschäftsprozesse des Kunden nicht entwickelt werden. Kaum ein Unternehmen wird in solchen Projekten auf Offshoring setzen. Hier können die deutschen Entwicklungshäuser selbstbewusst auftreten und ihren Markt definieren.
Damit ändert sich auch das Berufsbild des Software-Entwicklers in Deutschland. Technologisches Wissen alleine genügt heute nicht mehr. Der Entwickler muss das Geschäft seines Kunden kennen und verstehen. Er ist nicht länger als »Tekkie« gefragt, sondern muss als kompetenter Partner des Kunden auftreten. Der Entwickler wird zum Prozessexperten – Branchenkompetenz, sicheres Auftreten und Kommunikationsstärke gehören dazu.