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Mehr digitale Angebote für Patienten

Drohendes Wirrwarr aus Insellösungen

Autor:Lars Bube • 21.5.2019 • ca. 1:10 Min

Inhalt
  1. Ärzte pochen auf Datenschutz
  2. Drohendes Wirrwarr aus Insellösungen

»Bei der Digitalisierung in der Medizin sind wir aus jahrelanger Erfahrung bisher skeptisch gewesen«, sagte Montgomery. Die Industrie habe Geräte nicht immer zuverlässig geliefert, ländliche Gebiete seien oft ohne schnelle Netze. Doch bei schnellerer Digitalisierung insgesamt ergebe auch mehr Tempo in der Medizin Sinn.

Zugleich warnte Montgomery vor Wildwuchs bei den sensiblen Patientendaten wie Angaben zu Behandlungen oder Blutwerten. »Es ist kontraproduktiv, wenn am Ende keiner mehr wirklich weiß, wo welche Daten gespeichert sind«, sagte er. »Es ist für einen Arzt auch unzumutbar, wenn er mit x-verschiedenen Patientenakten arbeiten muss, die völlig unterschiedlich strukturiert sind.«

Die Deutsche Stiftung Patientenschutz kritisierte ein »Nebeneinander mit Hunderten von Insellösungen« bei der digitalen Versorgung. »Es braucht eine sichere und dynamische Plattform. Jeder muss sie nutzen können, und die Daten müssen geschützt sein«, sagte Vorstand Eugen Brysch der dpa. Dafür müsse Gesundheitsminister Spahn sorgen.

Montgomery sieht für mehr Datensicherheit auch die Patienten in der Pflicht. »Für mindestens so gefährlich wie mögliche Hackerangriffe halte ich den unbedarften Umgang der Menschen mit ihren Daten«, sagte er. »Es ist erschreckend, wie viele persönliche Daten freiwillig an große Datensammelkonzerne gegeben werden - auch zum Beispiel über Fitnessarmbänder oder Schrittzähler im Smartphone.« Da kämen wertvolle Daten zusammen, die die Anbieter teuer verkaufen könnten. »Damit kann man unser Leben viel stärker beeinflussen, als wenn vielleicht jemand versucht, sich in eine elektronische Patientenakte hineinzuhacken.« Aufklärung müsse verstärkt werden.

Der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen mahnte, digitale Angebote müssten auch auf ihren Nutzen geprüft werden. Apps, Videosprechstunden und Ähnliches seien wichtige Etappen für eine bessere Versorgung, sagte Sprecher Florian Lanz. Viel zu wenig werde aber gefragt, ob eine neue Leistung tatsächlich etwas nützt.