Open Source-Plattform auf dem Vormarsch

SAP-Anwender setzen auf Linux

20. Mai 2009, 9:03 Uhr | Michael Hase

Linux wird bei SAP-Anwendern zunehmend beliebter. Innerhalb der vergangenen zwei Jahre erhöhte sich der Anteil der Installationen, die auf der Open Source-Plattform betrieben werden, von neun auf 15 Prozent. Das geht aus einer Studie von Raad Research hervor.

Um die Jahrtausendwende wurden sie noch als risikofreudige Exoten belächelt: SAP-Anwender, die ihr ERP-System unter Linux laufen ließen. Inzwischen gehört das Open Source-Betriebssystem zu den wichtigsten Plattformen für die Applikationen der Walldorfer. Dabei nahm dessen Beliebtheit am stärksten in den vergangenen beiden Jahren zu. Das geht aus der Studie »Open Source Software für SAP am Beispiel Linux « des Münsteraner Marktforschungsinstituts Raad Research hervor. So erhöhte sich der Anteil der SAP-Installationen auf der Open Source-Plattform seit 2006 von neun auf 15 Prozent.

Mit diesem Anteil liegt Linux unter den Unix-Derivaten zwar noch hinter dem IBM-System AIX (18 Prozent), aber bereits vor HPUX (14 Prozent) und Solaris (10 Prozent) von Sun. Die führende Plattformfür SAP-Software bleibt Windows, auch wenn die klassischen Unix-Derivate zusammen auf ein Prozent mehr kommen. Auf dem Windows Server sind 46 Prozent aller Anwendungen installiert. Allerdings verlor das Microsoft- System, das 2006 noch auf einen Anteil von 50 Prozent kam, in den vergangenen beiden Jahren gegenüber Linux an Boden. Raad befragte für die Studie mehr als 1.650 SAP-Kunden.

Der entscheidende Grund für den Wechsel zu Linux ist für vier von fünf SAP-Anwendern eine Senkung der Kosten, wie die Studie zeigt. Migrationen gehen in der Regel von einem der klassischen Unix-Systeme aus. In der Vergangenheit bot vor allem Microsoft einen Kostenvorteil gegenüber Unix, was das Wachstum von Windows in SAP-Landschaften erklärt. »Im Vergleich zu Linux besteht dieser Vorteil aber nicht«, erläutert Cristian Wieland, Senior Analyst bei Raad. Überdies sei mit Vista ein schwacher XP-Nachfolger auf den Markt gekommen, weshalb Linux gegenüber Windows aufgeholt habe.

Bei den Kosten dürfen allerdings nicht nur die eingesparten Lizenzgebühren betrachtet werden, wie der Analyst betont. Vielmehr müssen nach seinen Worten auch Aspekte wie Know-how, Portabilität der Anwendungen sowie Wartungs- und Supportkosten in die Kalkulation einfließen. »Die Rechnung gehe vor allem dann auf, wenn von einer Unix-Plattform auf Linux gewechselt wird«, sagt Wieland. Denn dafür sei kein aufwändiger Know-how-Aufbau der Mitarbeiter erforderlich.

Neben den Kosten gibt es in der SAP-Klientel auch andere Gründe, auf Linux zu wechseln: Eine höhere Verfügbarkeit der Server-Leistung war für ein Viertel der von Raad Befragten ein wichtiges Entscheidungskriterium für die Migration. Und für weitere 21 Prozent gab die Erwartung den Ausschlag, unter Linux eine bessere Performance der Applikationen zu erreichen.

Aktuell planen zwölf Prozent der SAP-Anwender innerhalb der kommenden 24 Monate eine Investition in Serverbetriebssysteme. Mehr als die Hälfte der Vorhaben dreht sich um die Migration zu Linux oder die Erweiterung bestehender Linux-Infrastrukturen. Dagegen gehen nur zehn Prozent der geplanten Projekte in Richtung Windows.


Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Matchmaker+