Diebstahl von geistigem Eigentum

SAP soll sich bei Konkurrenten bedient haben

7. September 2015, 11:54 Uhr | Daniel Dubsky
SAP-Zentrale in Walldorf
© CC BY-SA 3.0

Ein ehemaliger Mitarbeiter belastet den deutschen Software-Konzern SAP schwer. Dieser soll bei der Entwicklung seiner In Memory-Datenbank »Hana« auf geistiges Eigentum der Wettbewerber IBM, Oracle und Teradata zurückgegriffen haben.

Die Datenbanktechnologie »Hana« ist eines der bekanntesten und prestigeträchtigsten Produkte von SAP . Doch wie jetzt bekannt wurde, hat sich der deutsche Software-Konzern bei deren Entwicklung womöglich bei Konkurrenten bedient. Das behauptet zumindest ein ehemaliger Mitarbeiter, wie »Der Spiegel« und das ARD-Magazin »Fakt« berichten, die Gerichtsunterlagen eines jahrelangen Rechtsstreits des Konzerns mit dem Mitarbeiter ausgewertet haben. Dieser war als Jurist in der internen Revision tätig und mit einem Audit der Hana-Technologie beauftragt. Dafür interviewte er unter anderem beteiligte Entwickler und gelangte schließlich zu der Erkenntnis, dass auch geistiges Eigentum von unter anderen IBM, Oracle und Teradata in Hana steckt.

Dem Spiegel zufolge wurde der Prüfer von seinen Vorgesetzten aufgefordert, in seinen Berichten bestimmte Tatsachen zu unterdrücken oder als weniger schwerwiegend darzustellen. Er war ab Dezember 2012 krankgeschrieben, woraufhin sich sein Vater einschaltete – ebenfalls ein Jurist und Fachmann für geistiges Eigentum. Dieser konfrontierte im Februar 2013 den damaligen Co-Vorstandsprecher Jim Hagemann Snabe und später die SAP-Compliance-Beauftragte mit den Anschuldigungen. Eine Einigung in der Auseinandersetzung kam in den folgenden Monaten nicht zustande, unter anderem weil der Vater nicht nur verlangte, SAP müsse die Probleme lösen, sondern auch mehr als 25 Millionen Dollar forderte.

Nachdem der Sohn die Vorwürfe Anfang 2014 noch mal in Mails an Vorstand und Aufsichtsrat bekräftigt hatte, kündigte SAP ihm außerordentlich und stellte Strafanzeige gegen ihn und seinen Vater. Ein Amtsgericht bestätigte die Kündigung später, weshalb der Sohn nun beim US-Arbeitsministerium gegen seine Kündigung vorgehen soll. Ein deutsches Gericht entschied zudem im Mai auf einen Strafbefehl gegen den Vater.

Pikant ist die Auseinandersetzung vor allem deshalb, weil SAP einschlägig vorbelastet ist und schon einmal mehr als 270 Millionen Dollar Schadensersatz für illegale Downloads seiner US-Tochter TomorrowNow beim Konkurrenten Oracle zahlen musste. Im jetzigen Fall teilte das Unternehmen laut Spiegel mit, der Sachverhalt sei sorgfältig geprüft worden und man habe »keine Belege dafür gefunden, dass SAP geistiges Eigentum verletzt hat«.


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