CRN: Verliert demnach das klassische Projektgeschäft angesichts rasant wachsender Cloud-Nachfrage an Bedeutung?
Patrick Kruse, Netgo:
Das könnte man meinen, wenn man auf die stets wachsende Anzahl an verfügbaren Cloud-Services schaut, die »einsatzbereit aus der Steckdose kommen«. Tatsache ist: IT wird facettenreicher. Das Problem dabei ist, dass der Spagat zwischen On Premise und Cloud aktuell eine wenig standardisierte Herausforderung ist. Die Anzahl der Systeme und damit der Integrationsbedarf steigen nach wie vor. Künstliche Intelligenz wirft dazu nochmal erhebliches Potential in unsere System- und Datenlandschaft, was alleine schon das Projektgeschäft mächtig fordern wird. Wir rennen dem Wunsch also noch eine Zeitlang hinterher, unsere IT ohne Projektgeschäft vollumfänglich und integrativ im Cloud-Portal zusammenklicken.
Marcus Kröger, Brivona:
Uns trifft das bisher noch nicht. In diesem Jahr ist der Bereich sogar gewachsen. Dies mag an der DSGVO und den Skandalen um die NSA etc. liegen. Unsere Kunden haben erkannt, dass die eigenen Daten einen Wert haben. Viele Kunden haben Angst vor Kontrollverlust und der Abhängigkeit, in die man sich begibt, wenn man nicht mehr Eigentümer seiner Systeme ist.
Nein, das Projektgeschäft wächst sogar. Jeder neue Kunde muss in die Lage versetzt werden, mit Managed Services begleitet zu werden. Das ist ein Transitionsprojekt. Und danach ergeben sich gerade aus einer intensiven Beziehung im IT-Betrieb immer wieder Verändungsideen und Handlungsempfehlungen, die ebenfalls in Projekten münden.
Arnulf Koch, K&K Software:
Nichts ist so beständig wie der Wandel. Natürlich beobachten wir eine Verlagerung hin zur Cloud. Aber auf keinen Fall schrumpft der Markt, im Gegenteil: Für jeden Prozess bedarf es heute der IT. Unternehmen ohne optimierte digitalisierte Prozesse haben schlicht massive Wettbewerbsnachteile. Die Folge: Die Gesamtbudgets für IT wachsen. Wenn alle Dienste aus der Cloud kommen, brauche ich zwar keine lokalen Server mehr, aber dann ist die zuverlässige Netzwerkinfrastruktur wichtiger denn je, damit die Mitarbeiter auch wirklich immer arbeiten können. Denn ein Internet-Ausfall bedeutet 100 Prozent Stillstand.
Anton Braun, Bizteam:
JEIN. Projektgeschäft wird auch in Zukunft benötigt werden. Allerdings ändern sich die Themen und auch die Vorgehensweise. Während wir in der Vergangenheit Server, Storage, Netzwerk, Applikationen und vieles mehr für den Kunden geplant und bereitgestellt hatten (Plan, Built, Run), ist zukünftig unser Projektauftrag in erster Linie dem Kunden den Bezug benötigter Ressourcen zu einem benötigten SLA anzubieten, und zwar zu einem definierten Budget. Die Ressourcen können aus der Cloud kommen oder – ganz old school - on Premise implementiert werden. Und hier greift der Managed Service-Ansatz. Auf Grund der wachsenden Komplexität der IT-Welt benötigt der Kunden einen Partner und Service Provider, der ihm die benötigte IT aus einer hybriden Welt bereitstellt und managed. Eigentlich auch nach dem Plan-Built-Run-Ansatz, aber eben komplexer, agiler und mit mehr Verantwortung auf der Seite des IT-Partners.
Lesen Sie kommenden Freitag auf www.connect-channel.de, wie reif Systemhäuser für Cloud- und Managed-Services sind, welche Herausforderungen noch gelöst werden müssen und wie sie bei der Transformation zum MSP die Hilfestellungen von Herstellern und Distributoren wahrnehmen.