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Rich Internet Applications und Web Services

Ablösung einer Altanwendung ist teuer und riskant

Autor:Werner Fritsch • 23.7.2010 • ca. 1:05 Min

Folgendes Beispiel soll dies verdeutlichen: Versicherung A verwendet eine Host-Applikation zur Abwicklung ihrer Geschäftsprozesse. Darin enthalten ist ein Tarifrechner, der für die Sachbearbeiter in den Filialen und in der Zentrale verfügbar ist. Versicherung A möchte das Geschäft ausweiten und baut einen Partnervertrieb auf. Die Partner haben technisch keine Möglichkeit, auf den Tarifrechner zuzugreifen. Und selbst wenn dies der Fall wäre, könnten sie die Dialogmasken, die an ein DOS-Fenster erinnern, nicht bedienen. Also beschließt Versicherung A, eine proprietäre, dedizierte Tarifrechnerlösung für die Partner entwickeln zu lassen. Einige Zeit später soll im Rahmen der B2C-Strategie der Endkunde das Versicherungsprodukt auch direkt von zu Hause kaufen können. Das Problem: Die bereits verfügbaren Tarifrechner lassen sich aber nicht über das Internet ansprechen. Die Innovationszyklen im Vertrieb werden immer kürzer – die Anwendungsentwicklung wird zum Bremsklotz.

Der radikale Ansatz klingt verlockend: Sollte man die alte Lösung nicht am besten komplett entsorgen? In die Entwicklung dieser Anwendung sind allerdings hohe Investitionen geflossen, und sie ist in der Regel auf firmen- und aufgabenspezifische Anforderungen zugeschnitten. Zuverlässigkeit und Fehlerfreiheit haben ein hohes Maß erreicht. Zudem ist eine Menge Know-how implizit im Anwendungssystem enthalten und kann nur mit erheblichem Aufwand explizit gemacht werden. Nicht zuletzt werden Spezialisten für ältere Programmiersprachen und Host-Systeme immer rarer.

Die vollständige Ablösung einer Altanwendung ist deshalb oft nicht möglich oder mit erheblichen Risiken verbunden. Aus diesem Dilemma führen kann die Modernisierung der Client-Funktionalität. Funktionsbereiche der monolithischen Anwendung werden dahingehend entkoppelt und gekapselt, dass Aktivitäten des Geschäftsprozesses – ohne Limitierungen wie LAN oder proprietäre Kommunikationsprotokolle – bereitgestellt werden.