Virtuelles Klassenzimmer bei Bühler - Big Data: Alter Wein in neuen Schläuchen - Extra: Wachstum im Monitormarkt - Windows 7-Migration. Diese und weitere Themen in der neuen CRN.
Editorial
Die Digitalisierung in deutschen Klassenzimmern öffentlicher Schulen geht nur schleppend voran. Dass es nur am fehlenden Geld liegen soll, warum im deutschen Bildungswesen so wenig moderne Medien zum Einsatz kommen, ist eine Legende. Deutschland hinkt beim Einsatz digitaler Lernmedien, der IT-Ausstattung und professionellem IT-Personal deshalb hinterher, weil die Bildungseliten hierzulande mental immer noch im 19. Jahrhundert stecken. In den Kultusministerien der hiesigen Länder herrscht überwiegend die Auffassung, dass Schulbuchwissen über Tacitus bessere Voraussetzungen auf dem Weg zur »Menschwerdung« schafft als Tablet-Fähigkeiten der Schüler. Eine IT-Strategie kennen Schulleiter und Ministerialdirigenten nur vom Hörensagen aus der Wirtschaft.
Es gibt freilich gute Gründe dafür, warum Kreide, Buch und Schulheft im Lernort Schule wichtiger sein können als das virtuelle Klassenzimmer (Digitale Demenz). Beispielsweise der, dass Pädagogen nicht fürchten müssen, in Sachen IT von ihren Schüler lernen zu können. Spätestens im Berufsleben, bei der Aus- und Weiterbildung, kommen wie selbstverständlich moderne Kommunikations- und Lernmedien zum Einsatz, wie sie sicher auch in Teilen des Schulwesens effizienteres Lernen früh ermöglichen würden. So werden Leuchtturmprojekte im Bildungswesen derzeit auch von der Industrie und weniger von Kultusbehörden geschaffen. Das Schweizer Technologieunternehmen Bühler beispielsweise bereitet seine Fachkräfte früh auf den Einsatz in seinen weltweiten Standorten vor. Der Konzern setzt ein Videokonferenzsystem von Polycom ein und erlaubt so seinen Lehrlingen den virtuellen Besuch der Berufsschule in Uzwil, während sie praktische Erfahrungen in China oder Südamerika sammeln.
Schulen in Deutschland, die nicht selten von mehr als 1.000 Schülern besucht werden, wären indes schon froh, wenn sie wenigstens ihre internen Aufgaben mit Hilfe einer professionell geführten IT bewältigen können. An Lehren mit moderner Kommunikationstechnologie ist vorerst nicht zu denken.
Mit den besten Grüßen
Martin Fryba
CRN-Chefredakteur