Interview: Elmar Ewaldt, softwarebilliger.de

Vom Freund und Partner zum Erzfeind

13. September 2012, 14:48 Uhr | Lars Bube

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Sicherheit - mit Vorbehalt

CRN: In diesem Jahr gab es bereits einige Urteile, beide Seiten konnten sich teilweise durchsetzen. Ist das Problem seiner Lösung damit näher?

Ewaldt: Das bedeutendste und auch medienwirksamste Urteil ist sicherlich die EUGH Entscheidung im Fall Oracle gegen Usedsoft gewesen. Hier haben die Richter des Europäischen Gerichtshof endlich einmal gewagt, was die Branche seit vielen Jahren fordert: Klarzustellen, dass man Software genauso gebraucht kaufen und verkaufen kann wie zum Beispiel auch Autos. Es wurde klargestellt, dass der Urheber einer Software, über den ersten Verkauf hinaus keinen Einfluss mehr haben kann und darf was die weitere Handelbarkeit angeht.

So haben wir zumindest für einen kurzen Moment Rechtsicherheit!

Die Erfahrung zeigt uns aber leider, dass es mit Sicherheit nur eine Frage der Zeit ist, bis die besagten Big Player, allen voran Microsoft, einen Schlupfwinkel finden, um auch dieses Urteil zu unterhöhlen.

CRN: In welchen Punkten besteht noch besonderer Bedarf an rechtlicher Sicherheit?

Ewaldt: Es muss Rechtsicherheit geben, dass gebrauchte Software eine juristisch absolut einwandfrei handelbare Ware ist. Die Gerichte und Behörden dürfen nicht mehr, nur aufgrund von unhaltbaren Vorwürfen Microsofts, dabei helfen unliebsame Konkurrenzen aus dem Verkehr zu ziehen und somit wirtschaftlich kaltzustellen. Da es jahrelang dauert diese Vorwürfe juristisch aus der Welt zu schaffen, gehen viele Firmen in dieser Zeit bankrott.

Solange Microsoft ungehindert Strafanzeigen und Einstweilige Verfügungen gegen ehrliche und seriöse Händler erwirken kann, ist von Rechtsicherheit nicht zu sprechen!

CRN: Wie hat sich die Verunsicherung bei den Kunden durch die verstärkten Angriffe seitens der Industrie ausgewirkt?

Ewaldt: Gerade Microsoft versteht sich gut darin, unsere seriöse Branche in ein negatives Licht zu stellen, gerade Fälschungsvorwürfe noch und nöcher gehören mittlerweile zum Standard-Ton in den Medien. Aber auch IN der Branche wird von Microsoft Unsicherheit geschürt, letztendlich führt das alles dazu, dass der verunsicherte Kunde letztendlich zu teurer Neuware greift. Das dies nicht nur für Händler ein großer Nachteil ist sondern auch für Kunden liegt auf der Hand. Allerdings sind wir und auch befreundete Unternehmen gegen dieses Verhalten bereits mehrfach erfolgreich juristisch vorgegangen. Eine gewisse Grundverunsicherung bleibt aber dennoch bestehen. Das dies letztendlich auch zu einem Umsatzverlust führt ist natürlich kein Geheimnis.


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  3. Zusammenarbeit erwünscht

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