Vom richtigen Zeitpunkt bei Umbrüchen
Die ITK-Branche befindet sich seit 2010 an vielen Stellen im Umbruch. Jeder Akteur reagiert unterschiedlich schnell auf sich wandelnde Märkte.

Spürbarer Wandel, greifbare Umbrüche, drängende Neuorientierung. Gegenwärtig beschreiben viele die Zeichen dynamischer Veränderungen mit einem gewichtigen Wort: Paradigmenwechsel. Unternehmen schildern in ihren Geschäftsberichten so ihre Ausgangslage. Oft so, als könne man per Knopfdruck bisherige Systeme kippen und Spielregeln für neue Modelle aufstellen. So ist es freilich nicht.
Jede Zäsur kennt Perioden des Übergangs. Ob zwischen den Zeiten die Weichen richtig gestellt wurden, der Weg in Richtung Zukunft führt und vor allem die gewählte Geschwindigkeit passt, ist offen. Die ITK-Branche befindet sich seit 2010 an vielen Stellen im Umbruch – und jeder Akteur reagiert unterschiedlich auf sich wandelnde Märkte.
Beispiel Systemhaus-Markt: Die glänzende Konjunktur in Deutschland spielt immer noch jenen IT-Häusern in die Hand, die stark vom traditionellen Installations- und Wartungsgeschäft in Beschlag genommen sind, während viele Anbieter ihre Zukunft in der Umstellung auf IT-Bezugsmodelle (Managed Services, Cloud) sehen, die auch dann noch funktionieren sollen, wenn IT-Investitionen in Projekte zurückgestellt werden. Trends wie Cloud und Mobility gehen an Systemhäusern und vor allem ISVs nicht spurlos vorbei. Mit Hilfe von Herstellern wie Microsoft oder Start-ups aus der Softwarebranche wie SmapOne oder Apinauten können sie Weichen in neue Geschäftsbereiche stellen. Im Thema der Woche stellt CRN neue Trends in der Softwareentwicklung vor.
Auch Distributoren diversifizieren ihr traditionelles Handels- und Logistikgeschäft: Aus Produkt-Lieferanten werden Anbieter von Cloud-Plattformen, Service-Dienstleister, Channel-Enabler für vertikale IT-Aufgaben. In Zeiten viel beschworener und in den Bilanzen vieler IT-Häuser spürbarer Paradigmenwechsel spielt Zeit eine ganz entscheidende Rolle.
Wie schnell greifen neue Geschäftsmodelle? Können Finanzierungslücken, die sich durch sinkende Erträge in heute noch dominierenden Kerngeschäften auftun, mit Gewinnen in noch jungen, aber rasant wachsenden Segmenten, geschlossen werden? Einen zu frühen Einstieg, beispielsweise ins Cloud-Angebot, haben manche Unternehmen (wie die Investoren einer Einsteinet) mit der Insolvenz bezahlen müssen. Doch auch wer zu spät kommt, den bestraft das Leben, wie es der einstigen DDR kurz vor dem Kollaps vorhergesagt wurde.
Mit den besten Grüßen,
Martin Fryba
CRN-Chefredakteur
- Inhaltsverzeichnis CRN, Ausgabe 18/2016
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