In ähnlicher Weise machen sich auch andere soziale Faktoren wie das Elternhaus, moralische Werte, Rechtskenntnisse, technische Fähigkeiten und sogar die Religiosität bei der Risikobereitschaft zu illegalen Aktivitäten im digitalen Raum bemerkbar. Auch die Nationalität und der Kulturkreis der Probanden spielen hierbei eine wichtige Rolle. So zeigt Linde etwa, dass es in kollektivistischen Kulturen wie in China ein nur schwach ausgeprägtes Unrechts-bewusstsein gegenüber Urheberrechten gibt, insbesondere wenn Informationsgüter aus dem Ausland stammen.
Als Grundlage für seine Studie hatte Linde mit seinem Team zunächst über 200 Quellen ausgewertet, darunter zahlreiche Studien aus denen bereits in der Vergangenheit hervorgegangen war, dass es einen Zusammenhang zwischen Faktoren wie dem Alter und der Bereitschaft zur Nutzung illegaler Aktivitäten gibt. »Wir konnten auf einer ganzen Reihe von Studien aufbauen, die bestätigen, dass mit steigendem Alter weniger schwarzkopiert wird. Allerdings hat bislang noch keiner danach gefragt, warum das so ist«, führt Linde seinen Ansatz aus.
Anschließend haben die Wissenschaftler aus ihren Erkenntnissen einen Katalog von 30 wesentlichen Einflussfaktoren für das Schwarzkopierverhalten erarbeitet. Daraus wiederum wurde ein speziell auf den Faktor Alter angepasster Fragebogen mit 14 Fragen entworfen, der 719 Schülerinnen und Schülern, Studierenden, Berufseinsteigern und Menschen, die seit längerem im Berufsleben stehen vorgelegt wurde. Laut Linde können mit Hilfe seines umfangreichen Modells künftig neben dem Alter aber auch andere Einflüsse und ihre Wechselwirkungen mit der Bereitschaft zum Raubkopieren eingehend analysiert werden.