Datenschutz ist Einstellungssache
- Windows 10 und die digitale Unmündigkeit
- Datenschutz ist Einstellungssache
- Digitale Aufklärung tut Not!

Dabei steht es jedem Menschen fast völlig frei, ob, inwieweit und auf welche Art und Weise er die digitalen Systeme und ihre Vorteile samt der potenziellen Nachteile nutzen will. Die immer wieder geäußerte Kritik, dies sei reine Theorie und ohne das Internet könne man heutzutage nicht mehr voll am Leben teilnehmen greift hier zu kurz. Denn es geht nicht nur um zwei Extreme. Kein Angebot ist alternativlos und nirgends bestimmen die Nutzer selbst direkter, welche Unternehmen Erfolg haben und welche nicht, als im weltweiten Netz. Zudem kann der Nutzer bei vielen Diensten auch heute schon zu einem gewissen Grad selbst bestimmen, was sie über ihn erfahren dürfen und können und was im Verborgenen bleibt. Jeder hat damit die Möglichkeit, selbst zu bestimmen, inwieweit er den Datenhunger der Konzerne füttert.
Gerade beim von der Verbraucherzentrale jetzt so scharf kritisierten Windows 10 geht das sogar viel einfacher, weiter und auch transparenter, als bei vielen anderen »kostenlosen« Angeboten. Die Verbraucherzentrale beklagt etwa, dass man mit den Datenschutzbestimmungen automatisch der Auswertung des eigenen Namens und der Adressdaten einwilligt. Man kann Windows allerdings durchaus auch auf einen Fantasienamen registrieren und den eigenen Standort verschleiern. Viele Dienste funktionieren dann trotzdem wunderbar, da sie ihre Personalisierung über Identifikationsnummern und nicht über den Klarnamen steuern. Allerdings sind solche Tricks in den meisten Fällen nicht einmal unbedingt nötig, wenn statt dem einfachen Weg der Expressinstallation mit allen Voreinstellungen schlichtweg selbst die Verantwortung übernimmt und die Datenschutzoptionen nach den eigenen Vorstellungen konfiguriert. Die Einstellungen sind auch im Nachhinein so einfach zu finden und selbsterklärend, dass sich eine Anleitung a la »So schützen Sie Ihre Daten in Windows 10« völlig erübrigt, wenn man nur einige Minuten Zeit und ein wenig gesunden Menschenverstand investiert. Microsoft hat hier so gut gearbeitet, dass man sich auch als Verbraucherschützer eigentlich nur wünschen kann, andere Anbieter würden sich diese Offenheit zum Vorbild nehmen.
Das einzige, was dann noch von der Kritik übrig bleibt, ist meist, dass Microsoft den Weg des Opt-Out-Verfahrens geht. Statt jeder Datenübermittlung explizit per Opt-In zustimmen zu müssen, werden die meisten Zustimmungen einfach vorausgesetzt. Das mag mancher zwar als böswilligen Angriff auf die Privatsphäre sehen, der lediglich dem niederen Interesse des Unternehmens dient. Tatsächlich wird dies auch an vielen anderen Stellen in der IT so gehandhabt und gehört zu den Punkten, mit denen sich der einzelne Nutzer, die Gesellschaft und ihre politischen Vertreter dringend auseinandersetzen müssen. Andererseits sind diese Freigaben bei vielen intelligent vernetzten Diensten die Grundvoraussetzung, dass sie überhaupt funktionieren können. Insofern ist auch wieder verständlich, dass der Hersteller sie zunächst aktiviert. Bestes Beispiel ist die Sprachassistentin Cortana. Wenn Sie nichts über den Nutzer weiß, kann sie ihm auch nicht zielführend dabei helfen, Fragen zu beantworten, Termine zu koordinieren, oder tägliche Handlungen effizienter zu gestalten. Und wenn sie nichts dazu lernt, kann sie ihre Angebote auch nicht verbessern. Dabei bietet Microsoft dem Nutzer, der auf diesen Komfort und seine potenziellen Gefahren verzichten möchte, auch hier deutlich bessere Möglichkeiten festzulegen, was Cortana wissen darf und was nicht, und auch wo sie dieses Wissen sammelt, als dies beispielsweise Apples Siri macht.