ifo Studie

Zögerliche Nachfrage nach Highspeed-Internet

14. August 2013, 9:50 Uhr | Elke von Rekowski
Die Nachfrage nach schnellem Internet ist noch nicht allzu groß (Foto: Christian Jung - Fotolia.com).

Eine aktuelle ifo-Studie zum Thema Breitband fördert jetzt Erstaunliches zutage: Obwohl schnelle Netze in Deutschland gefördert werden, zeigt sich die Nachfrage nach dem Highspeed-Internet offenbar noch eher zurückhaltend.

Gab es Anfang 2005 noch so gut wie keine Internetanschlüsse mit einer Übertragungsgeschwindigkeit von mehr als drei Mbit/s, kann heute jeder zweite in den Genuss eines Hochgeschwindigkeitsanschlusses mit mindestens 50 Mbit/s kommen, Zugänge mit 16 Mbit/s sind für knapp 75 Prozent der Bevölkerung verfügbar und rund 85 Prozent der Bevölkerung haben die Möglichkeit, zumindest eine Leitung mit sechs Mbit/s nutzen zu können. Die Nachfrage hinkt der Studie zufolge allerdings noch hinterher. So haben 70 Prozent aller Internetanschlüsse in Deutschland eine Zugangsgeschwindigkeit von lediglich sechs Mbit/s oder weniger und nur zehn Prozent der Haushalte mit Internet haben eine Leitung mit 16 Mbit/s.

»Auch wenn in ländlichen Gebieten die Verfügbarkeit von schnellen Breitbandanschlüssen sicher noch zu wünschen übrig lässt, zeigt dies, dass ein Großteil der Bevölkerung hohe Anschlussgeschwindigkeiten verhältnismäßig wenig nachfragt«, sagt Prof. Dr. Oliver Falck, Stellvertretender Leiter des ifo-Zentrums für Bildungs- und Innovationsökonomik. Zudem ist ist auch das Datenvolumen pro Nutzer nicht in dem Maße gestiegen wie erwartet. Bei leistungsgebundenen Internetanschlüssen lag es in den vergangenen Jahren bei zwölf Prozent, die prophezeite Explosion im Datenverkehr pro Nutzer lässt laut den Studienergebnissen also weiterhin auf sich warten.

Ein ähnliches Bild zeigt sich auch im Bereich Mobilfunk. Dort ist die Nachfrage nach den schnellen LTE-Tarifen offenbar eher verhalten. So verfügt zwar die Hälfte der Haushalte an ihrem Wohnort über LTE-Netzabdeckung, aber die Zahl der LTE-Kunden beträgt gerade mal 1,12 Millionen, bei aktuell 40 Millionen Nutzern mobiler Datendienste. Schuld an der mangelnden Nachfrage sollen fehlende Anwendungen für die hohen Geschwindigkeiten sein. Es gebe noch zu wenige überzeugende Anwendungen für Nutzer, heißt es. Der Blick auf die Inhalte des Datenverkehrs offenbart, dass in Europa sowohl im Fest- als auch im Mobilfunknetz rund 40 Prozent des Datenverkehrs auf Streaming-Dienste entfallen, in den USA sind es sogar 70 Prozent.

»Geht man davon aus, dass die Nachfrage nach schnellen Anschlüssen vor allem auf Unterhaltungsdienste zurückzuführen ist, könnte dies die Zurückhaltung der Verbraucher erklären. So sehen Internetznutzer mit Satelliten- oder Kabelfernsehen eventuell nur wenig Nutzen darin, über internetbasierte Dienste fernzusehen«, kommentiert Falck.

Doch Unterhaltungsangebote sind nicht alles. In zahlreichen Bereichen, wie beispielsweise dem Cloud Computing, E-Health oder E-Learning, birgt das Internet großes Potenzial. Doch derzeit läuft die Verbreitung der Dienste in Deutschland eher schleppend. So herrschen dem Experten zufolge im Cloud Computing noch Unsicherheiten beim Datenschutz, im Gesundheitswesen bestehen Anreizprobleme, die die Verbreitung von E-Health behindern, und das E-Learning leidet an einer mangelhaften Infrastruktur sowie an einer unzureichenden Ausbildung des Lehrpersonals. Eine Zusammenfassung der Studie lässt sich kostenlos auf der ifo-Webseite anfordern.


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