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Marktentwicklung

Marktdynamik – aus der Vogelperspektive

Autor:Johannes P. Schwemmer, Partner bei Antevorte Performance Management in München • 15.6.2015 • ca. 1:40 Min

Warum gibt es keine größeren ITK-Systemhäuser? Ist der Markt zu klein? Sehen wir uns zunächst zum Vergleich die Dynamik der letzten zehn Jahre in der IT näher an: Besonders interessant wird es, wenn man Profitabilität und Wachstum betrachtet. Die großen IT-Player, die sowohl Produktgeschäft als auch Lösungs-/System-/Dienstleistungsgeschäft betreiben, haben seit 2000 kein wesentliches Wachstum gezeigt und auch die Profitabilität beeindruckt nicht sehr. Dies gilt wohl auch für die großen IT-Dienstleister T-Systems und Atos/SIS, was das (organische) Wachstum angeht. Ihre "organische" Profitabilität ist aufgrund der Nähe zu Telecom/Siemens schwer einzuschätzen. Dagegen erreichen die genannten IT-Systemhäuser mit eher mittelständischen Kunden schon eher beeindruckende Profitabilität bei gleichzeitigem organischem Wachstum, sie wachsen zudem auch durch Akquisitionen, mit unterschiedlichen Schwerpunkten je nach Unternehmen. Die oben genannten Top-5-Systemhäuser haben ihren Deutschland-Umsatz immerhin seit 2000 verdoppelt, was den damals "Großen" der IT nicht gelang. Interessanterweise wurde bei den Systemhäusern schon um die Jahrtausendwende über die Aufgabe des Hardware-Geschäfts spekuliert – es macht aber immer noch durchschnittlich 50 Prozent ihres Geschäftes aus, ähnlich wie bei den ITK-Systemhäusern, auch wenn die Marge aus HW-Verkauf gering ist. Abkehr vom Hardwareverkauf kann also kein Erfolgsrezept sein.

Es drängt sich die Frage auf, wie denn dann diese IT-Systemhäuser mit ursprünglich dreistelligen Millionenumsätzen in Deutschland eine so hohe unternehmerische Dynamik vorlegen konnten, während die ITK-Systemhäuser bei zweistelligen Millionenumsätzen weniger Profitabilität und Wachstum aufweisen (und die großen IT-Anbieter mehr oder weniger stagnieren). Insbesondere scheinen die fünf großen IT-Systemhäuser einen relativ signifikanten Marktanteil und flächendeckende Präsenz in Deutschland und darüber hinaus aufzuweisen, während auch die größten ITK-Systemhäuser mit Mühe Deutschland abdecken und ein großer Teil des Mittelstands-ITK-Marktes von sehr vielen lokalen kleinen Unternehmen bedient wird. Natürlich ist der IT-Markt um ein Vielfaches grösser als der ITK-Markt; dies alleine erklärt aber die strukturellen Unterschiede nicht hinreichend. Auch wenn dies schwer mit Marktforschungszahlen zu beweisen ist: Die Top 10 der IT-Systemhäuser, also von circa 200 Millionen Euro Euro bis 1,6 Milliarden Euro Umsatz, scheinen einen erheblich größeren Teil ihres Marktes auf sich konzentrieren zu können als die ITK-Systemhäuser in ihrem Segment. In der Unternehmenstelefonie spielen sehr kleine Dienstleister immer noch eine große Rolle, auch wenn es in den letzten Jahren durchaus schon Konsolidierungstendenzen gegeben hat.

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