ITK-Systemhäuser - quo vadis?
Der Markt und die Player im Dienstleistungs- und Systemgeschäft der Unternehmenstelefonie ("ITK") haben sich, trotz ähnlicher technischer Innovationsrate, viel weniger verändert als die IT-Systemhäuser. Wird das so bleiben?

"Die Zukunft hat die Eigenschaft, dass man sie nicht kennt“ sagte Albert Einstein. Da wagt man kaum zu widersprechen; trotzdem machen sich Inhaber, Kunden und Mitarbeiter mittelgroßer ITK-Systemhäuser in letzter Zeit vermehrt Gedanken, wie sie die Zukunft (mit) gestalten können und mit welchen Veränderungen und Zeitachsen zu rechnen ist.
Es liegt nahe, Parallelen zu ziehen mit IT-Systemhäusern, die sich in den letzten Jahren recht dramatisch verändert haben, um aus verschiedenen Blickwinkeln logische, konsistente Veränderungsszenarien und ihre Wahrscheinlichkeit zu bewerten. Portfolio, technische Trends, betriebswirtschaftliche Prozesse, Marktdynamik und Geschäftsmodelle sind dabei wichtige Aspekte. Daraus ergeben sich Handlungsoptionen und Zwänge für die Führung der ITK-Systemhäuser.
Marktstrukturen in Deutschland – die Landschaft
Hier soll keine Marktanalyse in Volumina und Anteilen erfolgen; es geht vielmehr darum zu verstehen, wie die Player in IT und TK grob aufgestellt sind und sich in den letzten 15 Jahren entwickelt haben. Dies bildet den Rahmen für die weitere Entwicklung der ITK-Systemhäuser und es fallen interessante Parallelen zur IT auf, wo die Entwicklung teilweise schneller und früher vonstatten geht.
IT-Produkte
Die großen Hardwarehersteller und (Gesamt)-Systemlieferanten sind in der IT immer weniger geworden. HP und IBM betreiben immer noch im eigenen Haus ein direktes Lösungsgeschäft mit großen Kunden, jedoch sind viele ihrer Mitbewerber vom Markt verschwunden, nicht ohne ihr Geschäft an diese beiden oder andere Player zu verkaufen.
TK-Produkte
In der Unternehmens-TK gab es, ganz analog, viele Übernahmen und Konsolidierungen über die letzten Jahrzehnte, zuletzt Nortel durch Avaya. Es sind nun noch die internationalen Hardware-Hersteller Avaya, Unify und Alcatel übrig, die, ebenso wie die Großen Klassiker in der IT, auch selbst Lösungsgeschäft für große Kunden betreiben, wobei Alcatel das Direktgeschäft schon aufgegeben hat.
Die Marktführer der Kommunikationssoftware – in IT und TK
Microsoft und Cisco fokussieren sich weitgehend auf das Produktgeschäft, sowohl in IT als auch TK, und überlassen System- und Integrationsgeschäft ihren Partnern, sowohl für Großkunden als auch für den Mittelstand.
Die Marktführer der Dienstleistung – in IT, kaum TK
Im Großkundengeschäft sind in der IT (neben den oben genannten Herstellern) die großen Dienstleister Atos/SIS/SBS und T-Systems seit Anfang des Jahrtausends mit Deutschland-Umsätzen jenseits 1 Milliarde Euro unterwegs, die ab und zu auch Projekte mit TK-Fokus durchführen, dies aber nicht als ihr Kerngeschäft ansehen. Sie fokussieren sich auf Lösungsgeschäft, haben also weder die Entwicklung von Softwareprodukten noch den Verkauf von Hardware im Focus.
Systemhäuser IT
Der Mittelstand wird in der IT in unserem Millennium primär von Systemhäusern bedient, deren Top 5 laut Computerwoche 2014 in Deutschland zwischen 400 Millionen Euro und 1,5 Milliarden Euro Umsatz im Systemhausgeschäft aufweisen. Das sind Bechtle, Computacenter, Comparex, CanCom, Allgeier. Diese liefern, ähnlich den ITK-Systemhäusern, Hardware, Dienstleistungen, Lösungen/Komplettsysteme als Projektgeschäft sowie Wartung/Manged-Services. Sie fokussieren sich auf das IT-Geschäft und führen oft auch TK-Lösungen im Portfolio, die jedoch keinen wesentlichen Umsatzanteil ausmachen. (Ausnahme eventuell CanCom, deren geschätzter TK-Anteil etwas höher ist).
Systemhäuser – TK / ITK
Reinrassige ITK-Systemhäuser in dieser Umsatzklasse sucht man in Deutschland vergeblich, ebenso gibt es auch keine öffentlichen Rankings oder Marktuntersuchungen. Im Bereich zwischen 10 und 100 Millionen Euro Umsatz gibt es circa 20, teilweise alteingesessene Unternehmen, von denen sich einige, wie zum Beispiel Telba, WTG, MTG, Comnet, Heldele, SH, Schneider und BVG, im Wesentlichen auf dieses Segment fokussieren, während Unternehmen wie Euromicron, Telcat Multicom und Ricoh das ITK-Systemhausgeschäft eher am Rande größerer Aktivitäten mit anderen Schwerpunkten betreiben.