Obwohl der Löwenanteil der Datenverkabelungsinvestitionen und -innovationen traditionell in Rechenzentren und in die Hauptinfrastruktur von lokalen Netzen (LANs) fließt, ist die Außenverkabelung für Unternehmensanwendungen ohne Zweifel mindestens ebenso entscheidend. Im Gegensatz zur Innenverkabelung unterliegt die Außenverkabelung teils extrem harten Bedingungen. Dabei kann die Installation beträchtliche Ressourcen in Anspruch nehmen.
Üblicherweise verfügen LWL-Außenkabel über gelgefüllte Bündeladern. Der Zweck des Gels besteht darin, die Ausbreitung von Feuchtigkeit innerhalb des Kabels zu verhindern. So gesehen hat Gel bisher treue Dienste geleistet. Die überwiegenden Nachteile dieser Technik kommen erst beim Öffnen der Adern und bei den Vorbereitungen zum Spleißen der Fasern ans Tageslicht. Dann nämlich erschwert das Gel die Arbeit von Installateuren.
Bevor sich das Kabel überhaupt verwenden lässt, ist das gesamte Gel zu entfernen. Leichter gesagt als getan: Installateure können ein Lied davon singen, wie schwierig und zeitintensiv diese Aufgabe ausfallen kann.
Beobachtungen haben ergeben, dass es bis zu 15 Minuten dauern kann und rund 50 Anwendungen mit einem chemisch imprägnierten Tuch erfordert, um die zwölf Fasern einer einzigen Bündelader vollständig zu reinigen. Währenddessen breitet sich das Gel auch gerne aus, und zwar dorthin, wo es nichts zu suchen hat: auf Arbeitsoberflächen, Böden und der Kleidung. Häufig lässt es sich nicht mehr entfernen.
Spleißgeräte funktionieren in einem gelfreien Umfeld besser und ermöglichen damit schnellere und dämpfungsärmere Installationen. Gelrückstände können dazu führen, dass das Trenngerät nicht richtig oder gar nicht funktioniert. Dies verursacht nicht nur Frust und einen höheren Aufwand, um das Trenngerät zu säubern, sondern führt auch zu höheren Gesamtkosten sowie Verzögerungen bei der Installation. Saubere, akkurate Trennungen sind für einen dämpfungsarmen Spleiß unabdingbar.
Gelrückstände im Spleißgerät ziehen Staub und Schmutz geradezu an und sind der Hauptgrund für Spleißprobleme. Letztendlich kann es bis zu 20 Minuten dauern, die Geräte mit Chemikalien und Druckluft zu reinigen.
Ohne Gel allerdings steht die gesamte Integrität des Kabels auf dem Spiel. Deshalb ist ein ganz anderer Ansatz erforderlich, bei dem Gel durch etwas ersetzt wird, das denselben Zweck erfüllt und weniger Aufwand bei der Installation bedeutet.
Muss der Installateur das Gel nun nicht mehr von Fasern und Oberflächen entfernen, verringert sich dadurch die Kabelvorbereitungszeit erheblich. Zudem ist deutlich weniger Reinigungsmaterial am Installationsort nötig. Chemische Stoffe wie Alkohol und Fettlöser sind gar nicht mehr oder nur noch in Kleinstmengen erforderlich. Dies bedeutet Einsparungen bei der Beschaffung und Entsorgung. Gleichermaßen verringern sich auch die Risiken für Umwelt und Personal. Zum guten Schluss ist auch das Aufräumen nach getaner Arbeit etwas einfacher - weniger Müll, weniger Zeitaufwand. All dies entspricht einer weitaus umweltfreundlicheren und gleichzeitig wirtschaftlicheren Lösung.
Den neuen Ansatz gibt es bereits - ein komplett trockenes Kabel. Das Konzept ist überraschend einfach: Die neue Bündelader ist aus flexiblem Polypropylen gefertigt, um Knicke bei der Installation oder späteren Eingriffen zu vermeiden und dadurch Schäden an den Fasern vorzubeugen. Das Gel ersetzen quellfähige Elemente, die Feuchtigkeit absorbieren und dauerhaft aufnehmen. Der Hersteller zieht einen Vergleich zu Windeln von Babys.
Trockene Kabel sind bereits im Einsatz und ein beliebtes Produkt unter Endkunden, die darauf bedacht sind, sicherzustellen, dass Installationsunternehmen ihre Projekte schnellstmöglich abschließen können. Die Vorteile dieses Ansatzes sind in der Zusammenfassung:
Kürzere Installationszeiten, die sich aus einem geringeren Zeitaufwand für die Reinigung sowie einer schnelleren Terminierungen ergeben. Die Vorbereitungszeit für Installateure lässt sich um bis zu 80 Prozent senken.
Ein deutlich kleineres Risiko, die Bündelader bei der Installation oder während ihres Einsatzes zu knicken. Die Infrastruktur ist stabiler, und die Gesamtbetriebskosten verringern sich.
Es gibt akkuratere und verlässlichere Spleiße für einheitliche, dämpfungsarme und leistungsstarke Verbindungen.
Das System ist für den nahtlosen Innen- und Außeneinsatz geeignet. Die Notwendigkeit eines separaten Gebäudeübergabepunkts entfällt.
Es entsteht eine geringere Verschmutzung der unmittelbaren Umgebung. Die Installationen sind sauber und umweltfreundlicher.
Es gibt keine potenziell gefährlichen und teuren Reinigungschemikalien vor Ort; einmaliges Reinigen reicht aus.
Als Produktbeispiel kann das Freedm-LSZH-Universalkabel von Corning dienen, das für den europäischen Markt mit Singlemode- und Multimode-Fasern erhältlich ist. Ähnliche Kabeltypen haben sich in Nordamerika in der Praxis bewährt.