Kommentar: Migration auf IPv6

Auswirkungen auf VoIP

7. Januar 2014, 15:20 Uhr | Mathias Hein, freier Consultant in Neuburg an der Donau
Kolumnist: Mathias Hein
© funkschau

Die meisten Unternehmen betrachten in erster Linie nur die zusätzlichen Hardware- und Software-Kosten bei der Migration auf IPv6, aber sie sollten auch die für IPv6 notwendigen höheren Bandbreiten einplanen.

Wie gut ist mein Unternehmen auf die anstehende IPv6-Migration vorbereitet? Wie gut wurde das IPv6-Protokoll in den bereits gekauften und im Unternehmensnetz eingesetzten Rechnern und Netzwerkkomponenten implementiert? Wie gut beherrschen meine Techniker das „neue“ Protokoll? Bei der Migration auf IPv6 müssen viele Fragen gestellt werden, die letztendlich den gesamten Migrationsprozess beeinflussen. Orientiert man sich an den gültigen Standards, dann findet man mindestens 50 Request for Comments (RFC), die die verschiedenen Aspekte von IPv6 beschreiben und teilweise sehr detailliert darstellen. Die Fülle der Information kann jedoch auch für Experten sehr verwirrend sein. Es gilt zu bedenken, dass nicht alle IPv6-spezifischen RFCs im Internet umgesetzt wurden. Unter Umständen beschreiben die RFCs nur die Features, die in einem Unternehmensnetz von Bedeutung sind.

Eine Einschätzung der unterschiedlichen Migrationsstrategien fällt auch Fachleuten schwer. Eine Migrationsstrategie muss sich an den individuellen Anforderungen des betreffenden Unternehmens orientieren. Zu den wesentlichen Migrationsfragen gehören:

  • Muss der parallele Betrieb im Dual-Stack-Modus (IPv4 und IPv6) über einen längeren Zeitraum gewährleistet werden?
  • Müssen Änderungen an den vorhandenen Network-Address-Translation-Mechanismen vorgenommen werden?
  • Sind in den Firewalls und anderen Sicherheitskomponenten zusätzliche Portfreigaben (Signalisierungs-, Übertragungsprotokolle) notwendig?
  • Ist ein IPv6-Upgrade der IP-Telefonanlagen, der IP-Telefone, der Softphones und der Gateways zu realisieren?
  • Welche Migrationstechnologien sollen eingesetzt werden?

Zum Vergleich der unterschiedlichen Migrationsstrategien es notwendig diese anhand individueller Bewertungskriterien auszuwählen. Hierzu gehören:

  • Erweiterbarkeit (Hinzufügen von neuen Hosts),
  • Wartbarkeit (Administration, Fehlerauswertung),
  • Sicherheit (Datensicherheit, Zugriffsbeschränkungen, usw.),
  • Effizienz (Overhead, Routing-Performance, usw.),
  • Fehlertoleranz (Ausfall einzelner Stationen, "Single Point of Failure", usw.),
  • Transparenz (Nutzer-Transparenz) sowie
  • Unterstützung (bisherige Unterstützung durch Soft- und Hardware).

Kriterium

Translation

Tunnel

Dual Stack

Migrationsanforderungen

++

+

+

Erweiterbarkeit

+

+

+

Wartbarkeit

+

+

+

Sicherheit

++

+

+

Effizienz

+

-

+

Fehlertoleranz

+

+

-

Transparenz

-

+

+

Managebarkeit

+

-

-

Tabelle: Bewertung der Migrationsstrategien

 

In der Praxis schlägt IPv6 neben den Kosten für Hard- und Software, den erhöhten Betriebskosten für den parallelen Betrieb von IPv4 und IPv6 auch mit einer Erhöhung des Bandbreitenbedarfs zu Buche. Tests im Bereich von VoIP und UC ergaben, dass mit einem erhöhten Bandbreitenbedarf zwischen 10 bis 46 Prozent zu rechnen ist. Dies gilt sowohl für das SIP-Trunking als auch für die Realisierung von VoIP und UC in den Unternehmensnetzen und muss bei der Migrationsplanung auf IPv6 berücksichtigt werden.

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