Etikettiersystem von Dymo im Praxistest

Beschriftungsprofi

2. Februar 2017, 8:00 Uhr | Von Thomas Bär und Frank-Michael Schlede.

Einfachstes Beschriften ohne Frust - das verspricht der Hersteller des Dymo XTL 500. Mit dem einstigen Dymo-Prägesystem hat dieser Apparat nicht mehr viel zu tun, wie der LANline-Praxistest zeigt.

Eine vernünftige Beschriftung sorgt für eine bessere Übersicht und hilft im Fehlerfall, ein Gerät oder Kabel zu identifizieren. Server beispielsweise haben üblicherweise eine Service-Tag, zudem kann der Administrator die Leuchtdioden der Maschine mithilfe von iDrac/iLO & Co gezielt zum Aufleuchten bringen. Kein Problem - solange Strom verfügbar ist. Service-Tag-Kärtchen herauszuziehen und den Code mit einer Liste abzugleichen ist auch möglich, aber zeitaufwändig.

Daher bekleben IT-Profis ihre Router, Switches, Server, Schränke, Stromversorgungen, Ordner, Kabel, Schubladen und einfache Computer ("Niemals ausschalten!") liebend gern. Handbeschriftete Aufkleber sind eher unpraktisch, meist wegen der Handschrift oder, weil das Geschriebene verwischt ist, schlecht zu lesen. Und sie kleben auf lange Sicht nicht immer gut. Mit einem professionellen Beschriftungssystem geht die Arbeit flotter und deutlich angenehmer von der Hand.

Dymo-XTL-Geräte

Das rund zwei Kilogramm schwere, aus robusten Kunststoff in schwarz und orange, mit Anti-Aufprallummantelung gefertigte Gerät namens XTL 500 verfügt über eine leichtgängige QWERTZ-Folientastatur, USB-Anschluss und ein knapp elf Zentimeter großes Touchscreen-Vollfarbdisplay zur Bearbeitung der Etiketten und einer getreuen Vorschau. Dies erspart das Raten, wie wohl das Etikett tatsächlich aussehen wird.

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Im Versandhandel ist das Dymo-XTL-500-Etikettendrucker-Kofferset als Beschriftungsgerät für Industrie-Etikettierungen aktuell für rund 220 Euro zu bekommen. Der Preis erscheint bei der Leistung überaus angemessen.

Angesichts der verschiedenen XTL-Bandkassetten, die es in den Stärken 6, 9, 12, 19, 24, 38 und 54 Millimeter gibt, und den unterschiedlichen, teilweise vorbeschrifteten und -konfektionierten Spezialetiketten ist eine Vorschau äußerst sinnvoll. Der 500er übernimmt, angeschlossen an einen PC, Daten aus Datenbanken und Tabellenkalkulationen, "serialisiert" Variablen automatisch und beschriftet so Geräte, Kabel, Rohre, Schränke, Verteiler, Ordner - oder alles andere, auf das sich ein Etikett aufkleben lässt.

Der Drucker, der nach dem Thermotransferverfahren arbeitet, verfügt über 15 eingebaute Schriftstile, bietet 144 Schriftgrößen für bis zu 24 Druckzeilen, 300 dpi Auflösung und schneidet das Etikett nach dem Druck automatisch ab. Der 500 XTL, typischerweise geliefert in einem kleinen Koffer mit ausreichend Platz für Zubehör und Bandkassetten, ist sowohl für den mobilen als auch den stationären Einsatz gedacht. Neben dem 500er-Modell bietet der Hersteller den etwas kleineren XTL 300 mit einer maximalen Etikettenbreite von 24 mm, einem 71-mm-Display und einem manuellen Bandabschneider. Wie das größere Gerät bietet der 300er einen integrierten Speicher von 41 MByte für Etikettenvorlagen, mobile Anwendungen mit Lithium-Ionen-Akku und die Unterstützung für die Dymo-ID-Software und die Möglichkeit, Barcodes in den Formaten Code 128 (Auto), Code 39, Code 39 Mod 43, EAN8, EAN13, UPC-A, Codabar, PDF-417 und QR Codes zu erzeugen. Spezielle Etikettieranwendungen wie Lichtbogen, Rohkennzeichnungen und Sicherheits-Labels bleiben dem Modell XTL 500 vorbehalten.

Auch ohne PC-Hilfe

Nach dem Einschalten benötigt das kleine Computersystem des XTL rund eine Minute, ehe eine Eingabe möglich ist - so lange dauert der Boot-Vorgang. Anschließend zeigt sich ein Menü für unterschiedliche Etikettenarten. Praktischerweise identifiziert der Apparat das eingelegte Band und symbolisiert mit einem kleinen Warnschild mit Ausrufezeichen, wenn ein Etikettentyp mit dem Band nicht kompatibel ist. Ohne einen Blick in die Dokumentation kann der Benutzer sofort durchstarten. Der Etikettierassistent hilft bei allen Einstellungen. Ein Beispiel: Wenn das Etikett breiter werden soll, passt sich die Schrift automatisch an. Die meisten Bedienungsschritte sind so logisch aufgebaut, dass einzig das Gewicht des 500er-Modells die Beschriftungsfreude schmälert. Wer nur ein paar Ordner beschriften möchte oder ab und an ein Etikett auf einem Server aufbringt, findet im Portfolio von Dymo einfachere und leichtere Systeme.

Richtig durchstarten mit dem XTL 500 kann der Benutzer im Zusammenspiel mit der Windows-Software "Dymo ID". Ein Aufkleber auf dem beigefügten USB-Kabel mahnt: Erst die Software herunterladen und installieren, dann anschließen. Wer diesen Rat beherzigt, kann nach wenigen Minuten über eine komfortable PC-Software die Beschriftung auf Profiniveau fortführen. Die Bedienung ähnelt optisch und funktionell der XTL-Variante, jedoch ist beispielweise die Positionierung von Elementen mit der Maus viel einfacher. Der Datenimport aus Datenbanken und Tabellenkalkulationsprogrammen liefert die Grundlage für eine Serienerstellung von Etiketten ohne größere Klimmzüge.

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Komfortable Beschriftung von Patch-Feldern über die Dymo-ID-Software.

Was uns bei der Verwendung der Dymo-ID-Software, getestet unter Windows 10 x64, auffiel, ist eine Seltsamkeit, die wir seit Jahren eigentlich nicht mehr kannten: Der Mauszeiger hängt. Ist das Programm mit der aktuell eingelegten Bandkassette nicht einverstanden oder kommt es zu einer aufwändigeren Darstellung, kann es sein, dass der Mauszeiger einige Augenblicke hängt. Wir dachten ursprünglich an ein Phänomen, das sich auf unseren Testrechner beschränkt, jedoch verhielt sich die Kombination von Dymo XTL 500, Dymo-ID-Software und unserem Windows-8.1-Test-Laptop (auch in der x64-Ausprägung) ebenso.

An manchen Stellen bietet die Software Kuriositäten. Die Erstellung von Etiketten und das automatisierte Auffüllen von Zahlenwerten oder die Verwendung von Excel-Dateien als Datengrundlage - alles funktioniert genauso, wie es sich der Administrator bei einer Windows-Software denkt. Speichert der Anwender eine Etikettenvorlage auf dem XTL-Gerät, dann ist er allerdings verwundert, dass dieser Entwurf in der ID-Software zunächst nicht sichtbar ist. Erst im Menüpunkt "Dateien verwalten" wird der Benutzer fündig und entdeckt die Möglichkeit zum Datenaustausch zwischen Windows-Software und dem Gerät selbst. In diesem Menü verbirgt sich auch die Fähigkeit des Programms, benutzerdefinierte Bilder einzubinden - diese muss der Anwender zunächst per ID-Software hochladen. Das Druckwerk arbeitet in reinrassigem schwarz/weiß. Wer das eigene Firmenlogo einbinden möchte, wird einige Zeit mit einem Grafikprogramm verbringen, ehe der Ausdruck auf dem Etikett richtig gut aussieht.

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Geräte der XTL-Serie von Dymo unterstützen die gängigsten Barcode-Formate.

Leicht erlernbar

In der Testphase beschrifteten wir mehrere Server, Workstations, Ordner, Boxen und Medien mit dem Dymo-System. Insgesamt geht die Arbeit mit dem 500er recht gut von der Hand und die direkte Steuerung über den Touchscreen und die Tastatur machen einen PC-Einsatz in vielen Fällen überflüssig. Dank der Speicherfunktion ist es problemlos möglich, sich eigene Vorlagen für verschiedene Anwendungsfälle vorzubereiten und auf diese schnell zugreifen zu können.

Fazit

Der Preis des XTL 500 ist überaus angemessen, denn die Verarbeitungsqualität des Geräts selbst und die Qualität des Druckergebnisses sind professionell und überzeugend. Erwartungsgemäß sind die Verbrauchsmaterialien nicht ganz so günstig: Ein Allzweck-Vinyletikett mit 12 mm Breite und sieben Metern Länge kommt auf rund 25 Euro, das biegsame Kabeletikett mit 12 mm Breite und 5,5 Metern Länge auf rund 21 Euro, während die vorkonfektionierten Schrumpfschlauchetiketten (54 mm × 47 mm) in Schwarz auf Weiß mit knapp über 52 Euro zu Buche schlagen.

Firmen-Info
Info: Dymo
Tel.: 069/999915354
Web: www.dymo.com/de-DE
Thomas Bär und Frank-Michael Schlede.

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