Praxisbericht: Doppelboden wirksam verschließen

Dichter und Denker

19. August 2007, 22:00 Uhr | Jörg Poschen/jos Jörg Poschen ist Senior Marketing Manager CE bei Daxten.

Bei der Optimierung einer RZ-Kühlung geht der erste Gedanke fast immer in Richtung Hightech-Equipment. Doch auch vermeintlich simple Lösungen wie ein System zum Abdichten des Doppelbodens können beachtliche Leistungssteigerungen bewirken, wie ein Praxisbeispiel aus dem Highend-RZ des Reiseveranstaltungsdienstleisters Amadeus belegt.

Fast jede in Deutschland gebuchte Reise führt über das Erdinger Amadeus-Rechenzentrum. Es gehört
zu den größten und leistungsstärksten RZs weltweit. Mehr als 80.000 Reisebüros arbeiten mit der
Travel-Managementlösung und nutzen die technische Infrastruktur von Amadeus. Kunden können über
große Onlinereiseportale oder direkt im Reisebüro aus rund 500 Fluggesellschaften, über 73.000
Hotels, 27 Mietwagenfirmen und über 1000 Event-Veranstaltern ihren Urlaub auswählen und buchen. Bei
einer Spitzenlast treten so 7000 Datentransaktionen pro Sekunde auf.

Hochverfügbarkeit ist alles und Kühlung ein entscheidender Faktor

"Angesichts dieser Zahlen kann man sich ganz gut vorstellen, was Hochverfügbarkeit für uns und
vor allem für unsere Kunden bedeutet?, so Matthias Koll, Manager Infrastructure bei Amadeus. "
Unsere Systeme müssen laufen – ohne Wenn und Aber und zu jeder Zeit.? Und das tun sie, seit der
Inbetriebnahme des Rechenzentrums vor über siebzehn Jahren. Koll und sein Team sorgen dafür, dass
die IT- und Gebäudeinfrastruktur stets auf dem neuesten Stand gehalten wird. So werden ständig
Lösungen evaluiert, die zu einer Erhöhung der Verfügbarkeit, Sicherheit und Effizienz der
betriebenen Anlagen beitragen.

Ein Hauptaugenmerk gilt dabei der Optimierung von Faktoren, die beim RZ-Betrieb als "Mission
critical" gelten wie zum Beispiel die Kühlung. Bei Amadeus halten drei redundante Kühlsysteme die
Computerräume und die darin stehenden Racks mit der Hardware permanent auf einer "Wohlfühl"
-Temperatur? zwischen 18 und 22 °C. Dazu wird die erzeugte Kaltluft mit hohem Druck durch den
RZ-Doppelboden geblasen und strömt überall dort aus, wo es dem sensiblen IT-Equipment nach Kühlung
verlangt. Koll räumt ein: "Leider trat in der Vergangenheit die Kühlluft nicht ausschließlich an
den gewünschten Stellen aus, sondern auch an den Kabeleinlässen und -führungen im Doppelboden.
Diese hatten wir zwar mit Bleimatten weitestgehend abzudecken versucht, aber der geringe
Wirkungsgrad verlangte zwingend nach einer erheblichen Optimierung.? Man machte sich auf die Suche
nach einer entsprechenden Verschlusslösung – und war einigermaßen verwundert, dass es im
deutschsprachigen Raum nur einen Anbieter für ein den Anforderungen entsprechendes Dichtungssystem
gab, nämlich Daxten mit dem Koldlok-System.

Ein Vor-Ort-Termin in Erding zwecks Teststellung wurde umgehend vereinbart. In diesem Rahmen
erfuhr Koll auch, dass er anscheinend ein ganz "heißes Eisen? angepackt hatte: Denn das
US-amerikanische Uptime Institute hatte in einer Studie ermittelt, dass bis zu 63 Prozent der
insgesamt erzeugten Kühlluft in Rechenzentren an Kabelführungen und durch unzureichend abgedichtete
Doppelbodeneinlässen entweicht und nicht mehr dorthin gelangt, wo diese dringend benötigt wird,
nämlich in Serverräumen, in den Racks und vor allem bei den dort untergebrachten Servern. Im
schlimmsten Fall droht dann die Entstehung von so genannten Hotspots, das heißt von Wärmezonen an
der Hardware, die dadurch zu überhitzen droht, zu Fehlfunkti-onen neigt und ausfallen kann. Die
daraus ableitbaren Implikationen sind klar: Konventionell konnten ein derart hoher Kühlverlust und
alle damit einhergehenden Risiken nur durch eine Erhöhung der Leistung der Klimageräte vermieden
werden, was natürlich den Energieverbrauch erheblich in die Höhe trieb. Bei nicht höher
skalierbaren Kühlungskapazitäten hätte dies ebenfalls eine weitere kostspielige Investition in
zusätzliche Cooling-Anlagen bedeutet, die zudem wertvollen Rechenzent-rumsraum beanspruchen
würden.

Mechanische Abdichtung

Die alternative Lösung: Das Abdichtsystem, bestehend aus einem zweiteiligen Kunststoffrahmen mit
speziellen in zwei Lagen angeordneten, bürstenartigen Kunstfasern, wird in die Öffnungen im
Doppelboden eingesetzt und dann fest darauf verschraubt.

Es umschließt die durch den Boden geführten Kabel nahezu lückenlos, was sich zunächst ganz
simpel durch bloßes Handauflegen und dem Ausbleiben des sonst deutlich zu spürenden Luftzuges
feststellen lässt.

Die Effizienz dieser simplen, aber überzeugenden Lösung lässt sich auch anhand harter Fakten
belegen: Innerhalb eines Jahres konnte Matthias Koll eine Energieeinsparung bei der RZ-Kühlung von
über 46.000 Euro erzielen – bescheinigt durch ein externes Gutachten von einem unabhängig
beratenden Ingenieur. Dabei lag der Amortisationszeitraum der Investition bei nur drei Monaten. "
Zudem konnten wir durch die rein mechanische Koldlok-Abdichtung der Doppelbodeneinlässe einen
Druckanstieg von 30 auf 40 Hektopascal verzeichnen – wohlgemerkt bei konstanter Kühlleistung?, so
Koll. Den größten Vorteil sieht er jedoch darin, dass er keine zusätzlichen Kühlanlagen anschaffen
und damit wertvolle RZ-Fläche opfern muss. Als Fazit lässt sich festhalten, dass zur Verbesserung
der Doppelbodenkühlung also wohl nicht in jedem Fall eine neue, kostspielige und komplizierte
Highend-Anlage nötig ist. Auch auf den ersten Blick simple Lösungen können einen erheblichen Teil
dazu betragen, dass ein Gesamtsystem mit einem höheren Wirkungsgrad arbeitet.

Wenn teilweise mehr als 60 Prozent der Kühlluft aus dem Doppelboden unkontrolliert entweichen,
gehört das vermeintlich simple Konzept, die Übergangsstellen abzudichten, sicher zu den
empfehlenswertesten Maßnahmen. Der Kauf einer neuen Kühlanlage kann damit bisweilen sogar
entfallen, außerdem spart man wertvollen Platz im Rechenzentrum ein. Beispiele belegen, dass sich
eine Investition in Abdichttechnik schnell amortisieren kann.


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