Der Bieterkampf um Data-Domain ist beendet. Für 2,1 Milliarden Dollar geht der Deduplizierungsspezialist jetzt unter die Haube von EMC.
Eigentlich waren sich Data-Domain und Netapp schon Anfang März handelseinig. Für einen Preis von
1,5 Milliarden Dollar hatte die Geschäftsführung von Data-Domain einer Übernahme durch Network
Appliance (Netapp) zugestimmt.
Doch dann tauchte EMC aus dem Nichts auf und überbot Netapp ungefragt um 300 Millionen Dollar.
Netapp schmollte zunächst, zog dann aber nach und offerierte 1,9 Milliarden Dollar, also 100
Millionen Dollar mehr als EMC.
Dieser Netapp-Übernahme stimmte das Board von Data-Domain ebenfalls zu, und damit schien der
Fall endgültig erledigt.
Doch am Montag meldete sich EMC erneut zu Wort und bot jetzt 2,1 Milliarden Dollar in bar an.
Daraufhin gab Data-Domain Netapp einen Korb und zahlte großzügig die damit einhergehende
Vertragsstrafe von 57 Millionen Dollar.
Netapp-Chef Dan Warmenhoven äußerte sich anschließend entsprechend zerknirscht: "Die Produkte
und die Business-Kulturen von Netapp und Data-Domain passen einfach besser zusammen, aber dieser
Bieterkampf ist nicht gerechtfertigt und zerstört die Geschäftsgrundlage einer solchen Akquisition."
EMC-Chef Joe Tucci hat zu der Entscheidung von Data-Domain verständlicherweise eine andere
Meinung: "Diese Akquisition ist für uns ein ausgezeichnetes Geschäft – und zwar sowohl strategisch
als auch finanziell", lautete sein Seitenhieb auf Warmenhovens Erklärung.
Laut Tucci soll die Technik von Data-Domain so schnell wie möglich integriert werden, um eine
neue Generation an plattenbasierten Backup-Lösungen auf den Markt zu bringen. "Ich habe einen
immensen Respekt vor der Technik von Data-Domain, mit der wir gemeinsam noch sehr viel Großes auf
den Weg bringen werden", so sein euphorischer Business-Ausblick.
Laut EMC kann die Data-Domain-Akquisition bereits in zwei Wochen abgeschlossen sein – rund einen
Monat früher als das, was Netapp als Zeitrahmen angepeilt hatte.
Für die vielen Analysten, die bislang den Bieterwettkampf von Netapp und EMC beobachtet haben,
hat diese Akquisition jedoch schon lange jede Rationalität verloren. "Ich glaube, es ging Joe Tucci
letztlich nur noch um sein Ego", meint Dave Vellante, Analyst bei Wikibon. Seiner Ansicht nach ist
die Deduplizierungstechnik von Data-Domain für EMC völlig nutzlos: "Sie haben doch schon drei
Deduplizierungslösungen – wozu noch eine vierte?"
EMCs bisherige Lösungen sind: erstens Avamar, eine Technik, die EMC vor drei Jahren für 165
Millionen Dollar akquiriert hat; zweitens eine Lizenzvereinbarung mit Quantum; und drittens
Falconstors Deduplizierungssoftware als Teil von deren Virtual Tape Library.
Harald Weiss/wg