Interview mit Joulex-Gründer Josef Brunner

Energiekosten sichtbar machen

30. September 2010, 6:00 Uhr | Dr. Wilhelm Greiner

Das deutsch-amerikanische Startup-Unternehmen Joulex will mit Software für Energie-Assessments und Energie-Management den Green-IT-Markt für Konzerne aufrollen. LANline sprach mit Josef Brunner, dem Gründer und Geschäftsführer von Joulex.

LANline: Herr Brunner, wer ist Joulex, und was bietet ihr Unternehmen an?

Brunner: Joulex ist Spezialist für die Visualisierung und Optimierung des Energieverbrauchs von
Großunternehmen und Behörden. Wir sind seit April in diesem Markt tätig, der enormes Potenzial
bietet. Unser CEO Tom Noonan war Gründer von ISS, dem von IBM übernommen Security-Anbieter. Wir
haben unseren Hauptsitz in München, eine Niederlassung in Atlanta, Georgia (USA) und derzeit 19
Mitarbeiter.

LANline: Wo wird Ihre Softwarelösung entwickelt?

Brunner: Das Joulex-Entwicklungsteam sitzt in Kassel.

LANline: Startups im Energie-Management-Markt gibt es wie Sand am Meer. Wodurch unterscheiden
Sie sich von der Konkurrenz?

Brunner: Es gibt in der Tat zahlreiche Anbieter für das Energie-Management von PCs. Andere
Anbieter, insbesondere die Server-Hersteller, haben vorrangig die Server im Data Center im Blick.
Wieder andere bieten reine Planungslösungen. Joulex hingegen ermöglicht unternehmensweite
Bewertungen des Energieverbrauchs von IT-Infrastruktur. Auf der Basis dieser umfassenden
Assessments kann ein Unternehmen gezielt Optimierungsmaßnahmen ergreifen. Der Joulex Energy Manager
2.1 bietet dazu eine Windows-Lösung mit Web-Interface und Adaptoren zu allen relevanten Systemen
und Plattformen.

LANline: Ihre Kunden bezahlen Sie also vorrangig dafür, den tatsächlichen Energieverbrauch
aufzuschlüsseln?

Brunner: Wir ermitteln in unseren Assessments den Carbon Footprint (gesamter Ausstoß von
Treibhausgasen, d.?Red.), die Verteilung der Energiekosten pro Service oder Geschäftsbereich sowie
die Einsparpotenziale. Es hat uns selbst überrascht, wie wichtig für die Unternehmen allein schon
die ganzheitliche Visualisierung ist. Zahlreiche Unternehmen benötigen erst einmal einen Überblick
darüber, was der Stand der Dinge ist.

LANline: Wie groß muss man sich das Einsparpotenzial vorstellen?

Brunner: Die absolut unterste Grenze, die uns bisher in Projekten begegnet ist, lag bei 25 Euro
pro Jahr und IT-Arbeitsplatz. Das waren bereits recht modern ausgestattete Knowledge-Worker in
einem Beratungshaus, die keine eigenen PCs, Telefone und Drucker mehr hatten. Die obere Grenze lag
bisher bei einer Infrastruktur mit lokalen Druckern und alten PCs bei 110 Euro. Der
Durchschnittswert für die mit unserer Lösung erzielte Ersparnis liegt bei 80 Euro pro Jahr und
IT-Arbeitsplatz.

LANline: Zu Zeiten des Green-IT-Hypes galt als großes Hindernis, dass der IT-Leiter für den
Stromverbrauch gar keine Verantwortung trägt??

Brunner: Ja, darum muss man über das Thema mit jemandem sprechen, der möglichst hoch in der
Approval-Kette angesiedelt ist. Das kann der CIO sein, der COO, CFO oder
Facility-Management-Leiter. In Großunternehmen kann es sich keiner dieser Manager leisten, sich
Ersparnisse dieser Größenordnung entgehen zu lassen. Insbesondere in den USA sprechen wir übrigens
auch oft mit dem CSO (Chief Security Officer, d.Red.), da die Stromversorgung schließlich ein
geschäftsrelevanter Service ist.

LANline: Welche Besonderheiten zeichnen den deutschen Green-IT-Markt aus?

Brunner: Zunächst sind in Deutschland die Energiepreise ausnehmend hoch, sodass der Anreiz zum
Energiesparen hier sehr ausgeprägt ist. Hinzu kommt, dass die öffentliche Hand auf Bundesebene bis
2013 40 Prozent ihrer Energiekosten einsparen muss. Die deutschen Energieversorger bieten ihren
Kunden – anders als zum Beispiel in den USA – allerdings keine konkreten Anreize zum Stromsparen.
Einige US-Energieversorger zahlen ihren Kunden 20 Dollar pro Arbeitsplatz, wenn sie eine
Energie-Management-Lösung implementieren.

LANline: Herr Brunner, vielen Dank für das Gespräch.

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