Cloud-Computing

Facetten des Vendor Lock-in

18. Juli 2022, 16:10 Uhr | Autor: Henrik Hasenkamp / Redaktion: Sabine Narloch

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Mit kritischer Prüfung Lock-in vermeiden

Zwei der oberen Faktoren reichen in den meisten Fällen schon aus, um die Wechselbereitschaft zu minimieren und Unternehmen in einem Vendor Lock-in zu halten. Will man dem entgehen, sollten Angebote kritisch geprüft und insbesondere die nachfolgenden Kriterien gefiltert werden:

  1. Verbrauchsabhängige Preisgestaltung
    Einige Provider bieten ihre Leistungen in Verträgen an, die einen am Nutzungsgrad orientierten Fixpreis für ihre Dienste haben. Dieses Bezahlmodell scheint zunächst vor dem Hintergrund einer besseren Planbarkeit verständlich und praktisch. Der Fixpreis allerdings ist immer zu zahlen, unabhängig davon, ob man die eingeräumten Ressourcen tatsächlich genutzt hat oder nicht. Um ihre Flexibilität zu behalten und damit auch am größten Vorteil des Cloud-Computings zu partizipieren, sollten Organisationen aber ihre notwendigen Kapazitäten granularer planen, nutzen und bezahlen können. Wichtig dabei ist ein fortlaufendes Monitoring der im Unternehmen jeweils tatsächlich gebrauchten Ressourcen. Erfordert ein Projekt beispielsweise temporär eine umfangreichere IT-Infrastruktur, können Admins sie schnell hinzubuchen und nach Projektende auch wieder zurücknehmen.   
     
  2. Kurze Vertragslaufzeiten
    Lange Vertragslaufzeiten bei Cloud-Services gehören in den meisten Fällen der Vergangenheit an. Beim Outsourcing klassischer IT-Dienstleistungen und beim Hosting allerdings sind Vertragslaufzeiten von bis zu fünf Jahren keine Seltenheit – ein langer Zeitraum in der schnelllebigen IT-Welt, der die Flexibilität von Unternehmen einschränken kann.

    Viele IT-Betriebsdienstleister haben sich an den Trend zu kurzen Laufzeiten angepasst und bieten günstige Angebote, die Unternehmen nach wenigen Monaten kündigen können. Public Cloud-Provider verzichten in der Regel ganz auf eine Bindungsfrist und stellen nur die tatsächliche Nutzung ihrer Cloud-Ressourcen in Rechnung. Die Abrechnung erfolgt teilweise sekundengenau. KundInnen können auf diese Weise flexibel auf beliebige IT-Ressourcen für ihre Projekte zurückgreifen und müssen bei einem Provider-Wechsel keine hohen Kosten durch eine vorzeitige Vertragsauflösung befürchten. Für Anbieter bedeutet das allerdings, ihren Mehrwert am Markt fortlaufend unter Beweis stellen zu müssen, da die Kundschaft ihre Workloads jederzeit transferieren kann, sobald ein besseres Angebot bei einem anderen Anbieter verfügbar ist.
     
  3. Nutzung von Standard-Technologien
    Neu eingeführte Technologien ziehen immer finanzielle und zeitliche Implementierungsaufwände im Unternehmen sowie die Notwendigkeit spezieller Schulungen für MitarbeiterInnen mit sich. Proprietäre Technologien, die mit der vorhandenen Infrastruktur nur bedingt kompatibel sind, vergrößern diese Aufwände, zugleich steigt die damit verbundene Abhängigkeit vom Anbieter.  

    Viele Unternehmen akzeptieren dies nicht mehr und setzen bei ihren Lösungen auf Open Source und am Markt etablierte Standards. Bei einem Wechsel zu einem Anbieter, der die gleiche Technologie nutzt, halten sich in der Regel Ausfallzeiten infolge der Anpassung in Grenzen und MitarbeiterInnen können ihre Arbeit schnell fortsetzen.
     

Kein Lock-in ist für die Ewigkeit

Jeder Vertrag hat ein Ende und Unternehmen werden es immer schaffen, aus einem Abhängigkeitsverhältnis herauszukommen, wenn sie es wirklich wollen. Allerdings steigen mit jeder Hürde die Kosten für einen solchen Wechsel und besonders in Krisenzeiten sind solche Budgets anderweitig besser aufgehoben.

Generell gilt: Je länger eine Cloud-Infrastruktur vom Unternehmen genutzt wird, desto schwieriger ist der Wechsel. Achten Unternehmen bei der Auswahl des Cloud-Anbieters auf ein paar wesentliche Punkte, gewährleisten sie nicht nur, dass die aktuelle Cloud auf ihre Bedürfnisse besser zugeschnitten ist. Auch ein späterer potenzieller Wechsel ist einfacher durchzuführen.

Henrik Hasenkamp ist CEO von Gridscale

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