Glosse: Java 4-Ever – ein Windows-Shrek geht nach Hollywood

7. Juli 2010, 7:25 Uhr |

Java ist nicht nur eine indonesische Insel, eine Kaffeesorte und eine Programmiersprache (die seit der Sun-Akquisition nun Oracle gehört); zudem ist Java seit Kurzem auch ein Filmstar - zumindest wenn man dem Trailer von "Java 4-Ever? glauben darf.

Der Trailer handelt von einem Kind, das in einer sehr Windows- und .NET-treuen Familie aufwächst
und später als Teenager in Form von Java-Begeisterung revoltiert. Das große "Coming out? hat der
Java-Nachwuchsentwickler dann bei einer weihnachtlichen Familienfeier: "I use Java.? Denn, so der
Microsoft-Verweigerer: "I want to use a programming language that doesn?t only run on Windows.? Es
bricht großes Getöse aus, die Mutter erleidet einen Heulkrampf (?My son is a monster!?), der Vater
nach ausgiebiger Schimpftirade einen tödlichen Herzanfall.

"Java 4-Ever? gibt es natürlich nicht, die Ankündigung ist ein Fake – eine unterhaltsame und gut
gemachte Parodie auf die Trailer handelsüblicher Hollywood-Produktionen: Die von "JavaZone
Entertainment? präsentierte "Steven Springberg?-Produktion zitiert so manche bekannte Filmsequenz,
enthält – wie es sich für eine ordentliche Hollywood-Großproduktion gehört – sehr offensichtliches
Product Placement eines Notebooks mit dem Logo des Steve-Jobs-Shops und prahlt nicht nur mit dem
Regisseur von "Javatar?, sondern auch mit seinen Hauptdarstellern Eddie Larrison und Scala
Johansson sowie mit Kritiken einschlägiger Magazine (?Truly gripping.? Wired).

Ein wenig Hollywood-untypisch ist lediglich, dass die Dialoge auf Norwegisch gehalten sind, samt
den in den USA so unbeliebten englischen Untertiteln. Dies erklärt sich dadurch, dass der Trailer
ein Werbefilmchen für die
Java-Entwicklerkonferenz JavaZone vom 8. bis 9. September 2010 im
norwegischen Oslo ist.

Wie die computeranimierte Trickfilmserie "
Shrek? des
ehemaligen Disney-Managers Jeffrey Katzenberg die weichgespülte, flurbereinigte Märchenwelt des
Disney-Konzerns parodierte (und damit ein Vermögen einspielte), so nutzt die Werbetruppe von
JavaZone das Genre des Spielfilm-Trailers für gar shrekliche Seitenhiebe auf die .NET-Gemeinde –
bis hin zum Filmtod des Microsoft-treuen Vaters (gespielt von William Windows). Genau so wünscht
man sich die Ankündigung einer Java-Konferenz: witzig, respektlos, intelligent gemacht – gelungenes
Community-orientiertes Entertainment. Kompliment – oder, wie wir Norweger sagen: Kudos!

Übrigens: Den Trailer sollte man sich
auf der JavaZone-Seite ansehen oder aber
auf boingboing.net (wo auch
recht eifrig drüber diskutiert wurde), denn
auf YouTube muss man sich wegen einer im
Trailer enthaltenen kurzen Sexszene mit Altersangabe registrieren. Google befürchtet offenbar eine
Jugendgefährdung durch die zirka zweisekündige skandinavische Programmierer-Ausschweifung (mit
Notebook!). Deshalb die Warnung: Microsoft-feindlich und "not safe for work?!

LANline/
Dr. Wilhelm Greiner


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