Die Zeiten, in denen USVs allein in großen Rechenzentren anzutreffen waren, gehören der Vergangenheit an. Ständig verfügbare Anwendungen erfordern nicht nur skalierbare und universell einsetzbare Stromversorgungen, sondern oft auch neue Konzepte, um die anfallende Wärme aus dem Rack oder dem RZ zu leiten. Die Hersteller haben dazu heute auch Lösungen für kleinere und mittlere Unternehmen im Angebot.
Immer mehr IT-Anwendungen müssen hochverfügbar sein, etwa weil ein Unternehmen direkt von seiner
Webpräsenz abhängt oder weil seine Produktion unmittelbar von einer speziellen Applikation
gesteuert wird. Andererseits erfordern auch so profane Anwendungen wie Voice over IP hochverfügbare
Systeme – kein Nutzer ist bereit, beim Thema Telefonie Zugeständnisse an das unbedingte
Funktionieren aller beteiligten Komponenten zu machen.
Schnell wird klar, dass das Thema Hochverfügbarkeit zum einen stets eine gewisse Komplexität in
sich trägt, zum anderen auch gewissermaßen per Definition Komponenten ganz unterschiedlicher
Größenordnung daran beteiligt sind. Bei der zugrunde liegenden Infrastruktur spielt die
unterbrechungsfreie Stromversorgung bekanntlich eine wichtige Rolle, aus den genannten Gründen mit
einem Spektrum von den ganz kleinen bis zu riesigen Geräten. Dies spiegelt sich auch im Angebot der
verschiedenen Hersteller wider. Einer der größten Player auf dem europäischen Markt ist MGE UPS
Systems, deren Portfolio zum Beispiel aus USV-Anlagen von 300 VA bis zu 4800 kVA besteht. Wie für
andere Anbieter gilt auch für das französische Unternehmen, dass zum Geschäftsfeld nicht allein die
USV-Geräte gehören, sondern neben weiterer Hardware wie zum Beispiel Netzfilter,
Überspannungsschutzsysteme oder Umrichter auch eine spezielle Software zur Steuerung der
Stromversorgung.
Mit den einphasigen USV-Systemen "Evolution" und "Evolution S" hat MGE dem Portfolio im Oktober
zwei weitere Modelle für die untere bis mittlere Leistungsklasse beigesteuert. Die USVs sollen den
Leistungsbereich von 650 VA bis zu 3000 VA abdecken, und zwar vornehmlich in Netzwerkumgebungen, in
denen einer bis zu 15 Server zu versorgen sind. Sie sollen nicht nur bei einem Stromausfall,
sondern auch bei Qualitätsschwankungen der Spannung aus dem Versorgernetz den problemlosen Betrieb
von Netzwerkkomponenten und Anwendungen garantieren. Bei längeren Stromausfällen ermöglichen sie
wie der Klassenstandard das kontrollierte Herunterfahren der Server. Um dem bereits erwähnten
großen Spektrum an Einsatzoptionen gerecht werden zu können, bietet der Hersteller die Geräte in
verschiedenen Bauformen an: Sie stehen als Tower-Modell, als 19-Zoll-Modell mit 1HE sowie als
Rack/Tower-Kombination mit 2HE zur Auswahl. Zusätzlich ist eine weitere Rack/Tower-Kombiversion mit
3HE verfügbar, die sich für den Einbau in Racks mit geringer Tiefe eignet.
Bestandteil der Modellreihe sind Hochleistungsbatterien, die lange Autonomiezeiten garantieren
sollen. Die Evolution S kann darüber hinaus mit bis zu vier Batterien zusätzlich erweitert werden
und erhöht im Störfall die Verfügbarkeit der angeschlossenen Verbraucher. Ein integriertes
Managementsystem testet die Batterien in regelmäßigen Abständen auf ihre Funktionsfähigkeit. Die
Testintervalle sind individuell einstellbar. Durch diese regelmäßige Kontrolle lässt sich laut MGE
zum Beispiel auch automatisch erkennen, wann ein Batteriesatz aufgrund der Beanspruchung erweitert
werden muss. Die ständige Optimierung der Autonomiezeit sowie ein Tiefentladeschutz sind
obligatorisch.
MGE liefert die beiden Evolution-Modelle mit einer aktualisierten Version seiner "Solution-Pac"
-Softwaresuite aus. Damit lassen sich die USV-Lösungen lokal sowie remote über das Internet
überwachen und verwalten. Der integrierte "Enterprise Power Manager" ermöglicht zudem die
Verwaltung der USV-Anlagen über einen Windows-PC. Integrations-Plug-ins für die
Netzwerkmanagementsysteme CA Unicenter, HP Open View und IBM Tivoli Netview sind im Lieferumfang
enthalten. In den Rahmen der so genannten "Power Services" fällt eine zweijährige
Gewährleistungsfrist für die USVs inklusive der Batterien. Darüber hinaus bietet der Hersteller
individuelle Servicelösungen an, die sich an den Anforderungen des jeweiligen Kunden und seiner
Infrastruktur orientieren sollen.
Genau diesen Teil der Dienstleistungen hat auch AEG Power Supply Systems ins Visier genommen:
Bis zu sechs Monate nach dem Kauf einer Kompakt-USV kann der Kunde eines der Servicepakete "
Extended Warranty", "Pro-Repair" oder "Pro-Check" kaufen, die gestaffelt zusätzliche Garantie- und
Wartungsdienste umfassen. Extended Warranty verlängert die Gewährleistung auf drei Jahre. Das
Pro-Repair-Paket enthält neben einer Reparaturgarantie ein Software-Update, außerdem einen
VDE-Sicherheitscheck sowie weitere Funktionstests der Komponenten. Bucht der Kunde die
Pro-Check-Option, tauscht AEG die komplette Anlage unabhängig vom technischen Zustand nach drei
Jahren aus. Verschleißteile wie Lüfter und Batterien werden ersetzt.
Horst Münnich, Channel Manager bei AEG, stellt bei diesem Ansatz die Planungssicherheit für den
Anwender in den Vordergrund. Außerdem seien vor allem die Tests und Abnahmen wertvoll, da sie ohne
Mitwirken des Herstellers vom Kunden kaum durchzuführen wären. Auch AEG Power Supply erweitert das
Angebot am unteren Ende: Auf der Systems 2006 zeigte der Hersteller das Modell "Protect Home", das
Multimedia-Anwendungen sowie Telefon, Fax und Modem vor Überspannungen schützen soll. Das
Flaggschiff der Protect-Reihe ist der Online-Dauerwandler "1.M" mit einem Leistungsbereich von bis
zu 24 kVA.
Dem Trend zu Blade-Servern will American Power Conversion (APC) mit einem eigenen Programm ("
Blade Ready") Rechnung tragen. Der Hersteller bezieht die Kühlproblematik ausdrücklich in sein
Konzept mit ein und beruft sich auf eine IDC-Studie, die davon ausgeht, dass Blades bis zum Jahr
2009 rund 25 Prozent der weltweit verkauften Server ausmachen werden. Der Stromverbrauch von über
3000 Watt pro Quadratmeter bewirke dann eine so konzentrierte Wärmebildung im Rechenzentrum, dass
neue Kühlungsarchitekturen erforderlich würden.
Der Verwaltungsaspekt soll ebenfalls nicht außen vor bleiben: Nach der Übernahme des
Überwachungsspezialisten Netbotz will APC den Rechenzentrumsausstattern zudem Produkte für das
Sicherheitsmanagement offerieren. Dazu gehören Videoüberwachungslösungen und verschiedene
Umgebungssensoren, mit deren Hilfe sich Zwischenfälle erkennen und beheben lassen, bevor sie zu
Ausfällen führen.
In Richtung Industrienetzwerk zielt APC mit der im Sommer gemeinsam mit Rockwell Automation
vorgestellten USV "Allen-Bradley 1609-P". Das Doppelwandlergerät eignet sich für den Einsatz in
Rechenzentren und Industrieanlagen und bietet Stromschutz von 3 kVA bis zu 10 kVA. Laut APC bietet
die Allen-Bradley-1609-P-Reihe eine besonders genaue Spannungs- und Frequenzregulierung, einen
internen Bypass sowie eine Eingangsleistungsfaktorregelung. Alle Modelle sind mit verschiedenen
Eingangs- und Ausgangsspannungskombinationen erhältlich, verfügen über verschiedene
Ausgangsspannungen und sind entweder mit Anschlusssteckern ausgestattet oder als fest verdrahtete
Bauformen konzipiert.
Die Geräte mit 5, 8 und 10 kVA sind serienmäßig mit einer Netzwerkmanagementkarte für Umgebungs-
und Fernüberwachung ausgerüstet. Damit lässt sich die USV mit einer einzelnen IP-Adresse
konfigurieren und über einen Standard-Webbrowser kontrollieren. Dies umfasst verschiedene
Einstellungen wie Übermittlungsspannung, Ereignis- und Datenprotokolle, Fehlermeldungen und
Temperaturalarm. Zusätzlich zum Webmanagement lassen sich die Daten auch über ein spezielles
Interface und einen von Rockwell Automation gelieferten SNMP/OPC-Server prüfen.
Der Tatsache, dass das Thema Stromversorgung und Kühlung deutlich an Komplexität gewonnen hat,
will APC mit einer Erweiterung der Kurse seiner "Data Center University" begegnen. Die
herstellerunabhängigen Schulungen sollen die grundlegenden Techniken im Rechenzentrum vermitteln,
außerdem Konzepte für skalierbare und modulare Infrastrukturen. Dies verdeutlicht dann doch das
Commitment dieses Herstellers zu einem modularen Ansatz, den seit geraumer Zeit auch Konkurrent
Rittal mit den "Rimatrix"-Produkten verfolgt.
Rittal hat sein Portfolio vor kurzem um ein System erweitert, das sich besonders für kleine und
mittelständische Unternehmen eignen soll. Auch solche Firmen benötigen häufig eine hochverfügbare
Basisinfrastruktur, allerdings ohne bereits bei Aufbau und Inbetriebnahme auf große
Personalressourcen einer IT-Abteilung zurückgreifen zu können.
Rittals System nennt sich "Smart Package" (Bild 3) und verfolgt das Ziel, dem Kunden eine auf
seinen Anwendungsfall abgestimmte Komplettlösung zu bieten, und zwar so, dass sich die Anwendung
direkt nach Anlieferung in Betrieb nehmen lässt. Erreichen will man dies durch eine vollständige
Vorinstallation und Verdrahtung der integrierten aktiven Komponenten, sodass nur noch ein minimaler
Aufwand beim Aufbau und bei der Bereitstellung notwendig ist. Herzstück für den Ausbau in hoher
Packungsdichte ist die "TS-8-Server-Rack"-Systemplattform. Darin integriert sind Komponenten für
Kühlung, Stromversorgung, Monitoring und Security – in jeweils drei Varianten für drei
Anwendungsbereiche.
Bei der Klimatisierung kann der Kunde zwischen verschiedenen Optionen entsprechend seinen
Anforderungen wählen: Reicht die Umgebungsluft zur Kühlung aus, dann sollen perforierte
Stahlblechtüren mit 78 Prozent offener Türfläche einen hohen Luftdurchsatz und damit ausreichend
Kühlung bieten. Beim Einsatz in Büroumgebungen kann alternativ ein Dachlüfter angebracht werden,
der bei geringer Geräuschemission bis zu 2000 W Verlustleistung aus dem Rack abführt. Bei erhöhten
Anforderungen – beispielsweise bei Aufstellung des Racks in einer Produktionsumgebung – kann ein "
Top-Therm"Kühlgerät bis zu 3000 W bei Schutzart IP54 leisten.
Auch für eine intelligente Stromverteilung ist laut Hersteller bei jeder Variante gesorgt: Eine
zertifizierte und auch für den Nicht-Elektrofachmann bedienbare Stromversorgungsschiene "PSM" ist
eingebaut und mit zwei Steckdosenmodulen ausgestattet. Sie ist über eine USV mit einer Leistung von
2 oder 3 kVA abgesichert. Darüber hinaus lässt sich das Gesamtsystem über ein eingebautes
CMC-TC-Modul und dazugehörige Sensoren überwachen. Dieses Monitoring beispielsweise der Temperatur,
Brandfrüherkennung und Zutrittserkennung soll die Sicherheit des Systems zusätzlich erhöhen.